Eine Entdeckung ist
dbProductions
gelungen: Das
schwedische
Label veröffentlichte kürzlich eine CD mit Werken von Amanda
Röntgen-Maier (1853 bis 1894). Anfangsunterricht auf Klavier und
Geige erteilte ihr der Vater, der aus dem württembergi- schen
Riedlingen stammte und nicht nur Konditor, sondern auch Musiker war.
Als 14jährige begann sie ein Musikstudium in Stockholm; neben den
theoretischen Fächern studierte sie Violine, Violoncello, Orgel und
Komposition.
1872 erhielt sie als erste Frau in Schweden das Diplom
als musikdirektør. Um ihre Ausbildung zu
komplettieren, ging sie dann nach Leipzig, wo sie, wahrscheinlich als
Privatschülerin, bei Engelbert Röntgen studierte, dem
Konzertmeister des Gewandhausorchesters, und bei Carl Reinecke, dem
Gewandhauskapell- meister, der am Leipziger Konservatorium auch
Komposition lehrte. Ihr Violinkonzert, 1875 in Halle erfolgreich
uraufgeführt, spielte sie wenig später auch in Leipzig im
Gewandhaus, und in Stockholm. In den nächsten Jahren folgten ausgedehnte Konzertreisen – und sie nutzte jede Gelegen- heit, um
nach Leipzig zu fahren, wo sie sich in Julius Röntgen verliebt
hatte, den Sohn ihres Lehrers, der ebenfalls Musiker war.
1880 heiratete das
Paar in Landskrona, und dann ging Amanda Röntgen mit ihrem Ehemann
nach Amsterdam. In der Öffentlichkeit musizierte sie danach nur noch
sehr selten. Die beiden Musiker waren mit vielen nam- haften Kollegen
eng befreundet, beispielsweise
mit Edvard Grieg, Johannes Brahms, Anton Rubinstein und Joseph
Joachim. Im Hause Röntgen scheint es recht lebhaft zugegangen zu
sein, wie die sechs Schwedischen Weisen und Tänze verraten, die zum
Abschluss auf dieser CD erklingen. Sie wurden von den Eheleuten
gemeinsam zu Papier gebracht.
Zu
hören ist außerdem der erste Satz aus dem Violinkonzert von Amanda
Maier; die anderen Sätze sind offensichtlich nicht überliefert –
was wirk- lich ein Verlust ist, denn das Konzert beginnt ziemlich
vielversprechend. Ergänzt wird das Programm durch das
Klavierquartett in e-Moll aus dem Jahre 1891, ihr letztes großes
Werk. Es wird gekonnt vorgestellt von Gregory Maytan, Violine, Bernt
Lysell, Viola, Sara Wijk, Violoncello, und Ann-Sofi Klingberg am
Klavier. Das Violinkonzert spielt Maytan gemein- sam mit dem
Helsingborg Symphony Orchestra unter Andreas Stoehr; alle Aufnahmen
sind Studio-Weltersteinspielungen. Und die Veröffentlichung als
Volume 1 deutet bereits an, dass weitere CD folgen werden – was
angesichts der Qualität dieser Kompositionen in der Tat erfreulich
wäre.
Allzu umfangreich freilich dürfte das Werk von Amanda
Röntgen-Maier nicht sein. Schon seit 1886 war
die Gesundheit der Musikerin angeschla- gen. Erschöpft durch mehrere
Schwangerschaften, reiste sie 1888 nach Davos und Nizza, um sich
auszukurieren. Zwar schien sich dadurch ihr Zustand stabilisiert zu
haben. Doch es blieb ihr nur noch eine kurze Frist; letztendlich
erlag sie einem Lungenleiden, möglicherweise Tuberkulose.
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