Samstag, 4. März 2017

Maier: Violin Concerto in D minor (dB)

Eine Entdeckung ist dbProductions gelungen: Das schwedische Label veröffentlichte kürzlich eine CD mit Werken von Amanda Röntgen-Maier (1853 bis 1894). Anfangsunterricht auf Klavier und Geige erteilte ihr der Vater, der aus dem württembergi- schen Riedlingen stammte und nicht nur Konditor, sondern auch Musiker war. Als 14jährige begann sie ein Musikstudium in Stockholm; neben den theoretischen Fächern studierte sie Violine, Violoncello, Orgel und Komposition. 
1872 erhielt sie als erste Frau in Schweden das Diplom als musikdirektørUm ihre Ausbildung zu komplettieren, ging sie dann nach Leipzig, wo sie, wahrscheinlich als Privatschülerin, bei Engelbert Röntgen studierte, dem Konzertmeister des Gewandhausorchesters, und bei Carl Reinecke, dem Gewandhauskapell- meister, der am Leipziger Konservatorium auch Komposition lehrte. Ihr Violinkonzert, 1875 in Halle erfolgreich uraufgeführt, spielte sie wenig später auch in Leipzig im Gewandhaus, und in Stockholm. In den nächsten Jahren folgten ausgedehnte Konzertreisen – und sie nutzte jede Gelegen- heit, um nach Leipzig zu fahren, wo sie sich in Julius Röntgen verliebt hatte, den Sohn ihres Lehrers, der ebenfalls Musiker war.
1880 heiratete das Paar in Landskrona, und dann ging Amanda Röntgen mit ihrem Ehemann nach Amsterdam. In der Öffentlichkeit musizierte sie danach nur noch sehr selten. Die beiden Musiker waren mit vielen nam- haften Kollegen eng befreundet, beispielsweise mit Edvard Grieg, Johannes Brahms, Anton Rubinstein und Joseph Joachim. Im Hause Röntgen scheint es recht lebhaft zugegangen zu sein, wie die sechs Schwedischen Weisen und Tänze verraten, die zum Abschluss auf dieser CD erklingen. Sie wurden von den Eheleuten gemeinsam zu Papier gebracht.
Zu hören ist außerdem der erste Satz aus dem Violinkonzert von Amanda Maier; die anderen Sätze sind offensichtlich nicht überliefert – was wirk- lich ein Verlust ist, denn das Konzert beginnt ziemlich vielversprechend. Ergänzt wird das Programm durch das Klavierquartett in e-Moll aus dem Jahre 1891, ihr letztes großes Werk. Es wird gekonnt vorgestellt von Gregory Maytan, Violine, Bernt Lysell, Viola, Sara Wijk, Violoncello, und Ann-Sofi Klingberg am Klavier. Das Violinkonzert spielt Maytan gemein- sam mit dem Helsingborg Symphony Orchestra unter Andreas Stoehr; alle Aufnahmen sind Studio-Weltersteinspielungen. Und die Veröffentlichung als Volume 1 deutet bereits an, dass weitere CD folgen werden – was angesichts der Qualität dieser Kompositionen in der Tat erfreulich wäre. 
Allzu umfangreich freilich dürfte das Werk von Amanda Röntgen-Maier nicht sein. Schon seit 1886 war die Gesundheit der Musikerin angeschla- gen. Erschöpft durch mehrere Schwangerschaften, reiste sie 1888 nach Davos und Nizza, um sich auszukurieren. Zwar schien sich dadurch ihr Zustand stabilisiert zu haben. Doch es blieb ihr nur noch eine kurze Frist; letztendlich erlag sie einem Lungenleiden, möglicherweise Tuberkulose.

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