Donnerstag, 3. Januar 2019

Schubert: Wanderer (Avi-Music)

Der Wanderer und seine Welt-Sicht steht im Mittelpunkt dieser CD, die Bariton Andrè Schuen und der Pianist Daniel Heide bei Avi-Service for music veröffentlicht haben. 
Dass sie sich dabei auf Lieder von Franz Schubert (1797 bis 1828) beschränken, hat seinen Grund: „Allein schon von der Menge der komponierten Lieder steht Schubert da wie ein Monolith“, sagt Daniel Heide in einem Interview, das man im Beiheft nachlesen kann. „Der Liedbegleiter hat in Schuberts Liedern einen ungeheuren Schatz vor sich! Allein die Winterreise: 75 Minuten attraktivste ,Klaviermusik', quasi am Stück! Das Studium aller dieser Zyklen und Einzellieder füllt viele Jahre beglückendster Studien, Übestunden und Liederabende in der ganzen Welt.“ 
Auch hat kein anderer Komponist derart viele Lieder geschrieben, in denen es um den Wanderer und das Wandern geht. Nicht mit der Postkutsche, sondern auf Schusters Rappen wird beispielsweise die berühmte Winterreise absolviert. Und auch der Müllerbursche befindet sich auf der Wanderschaft, als er verhängnisvollerweise jener schönen Müllerin begegnet. 
Die großen Liederzyklen aber sind nicht Gegenstand dieser Einspielung. „Wir sind diesmal vom Begriff des ,Wanderns' ausgegangen, beziehungs- weise von einer ,Reise', einem ,Weg', und haben dann alle möglichen Varianten davon gesucht“, erläutert Andrè Schuen. „Die drei großen Schwerpunkte, die sich dabei ergeben haben, sind zum einen das romantische ,Wandern' an sich, das bei Schubert ja eine sehr wichtige Rolle spielt, z.B. Der Wanderer (Schlegel), zum zweiten der Weg zur Geliebten wie z.B. in Auf der Bruck oder Willkommen und Abschied, und drittens dann noch die Reise ins Jenseits, in den Tod wie in Totengräbers Heimweh oder Im Abendrot. Durch diese drei Schwerpunkte spiegelt sich meiner Meinung nach eine gewisse Zwiespältigkeit im Programm, die bei Schubert allgegenwärtig ist.“ 
Daher stehen Der Schiffer und An den Mond neben Fahrt zum Hades, und neben einigen wenigen bekannten Liedern sind es vor allem die weniger präsenten, die Schuen und Heide ausgewählt haben. So nehmen Sänger und Pianist den Zuhörer mit auf eine sehr poetische Reise, die eben auch Entdeckungen mit sich bringt. Schuen ist ein versierter Liedersänger, dem man mit Vergnügen lauscht. Und Daniel Heide erweist sich als ein Lied- begleiter von Format. Mit welcher Prägnanz er seinen Klavierpart gestal- tet, wie er dem Sänger ein Dialogpartner ist, das ist sehr beeindruckend. 

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