Freitag, 20. November 2020

Nunc dimittis - Music from the Düben Collection (Passacaille)

 

Sammlungen zusammenzutragen, das war einstmals nicht nur repräsentatives Hobby gekrönter Häupter, sondern auch für Musiker eine Notwendigkeit. Denn über Jahrhunderte wurden Noten ausschließlich in Form von Abschriften weitergegeben. Wer also die Aufgabe hatte, einer Kapelle vorzustehen, der wurde damit fast automatisch notgedrungen auch zu einem Knotenpunkt in einem europäischen Netzwerk, in dem Kompositionen weiterverbreitet worden sind. 

Besonders sichtbar wird dies am Beispiel von Gustav Düben (1628 bis 1690). Er war der Sohn eines Organisten, der aus Deutschland stammte, bei Jan Pieterszoon Sweelinck in Amsterdam studiert hatte und dann in schwedische Dienste getreten war. Nach einer Studienreise durch Norddeutschland konnte auch Gustav Düben Mitglied der königlichen Hofkapelle werden. 1663 wurde er als Organist der deutschen Kirche von Stockholm sowie als Hofkapellmeister Amtsnachfolger seines Vaters. 

Die Musikaliensammlung, die Gustav Düben im Verlaufe seiner Amtszeit zusammengetragen hat, ist erhalten geblieben. Sie wurde von der Familie 1732 als Schenkung an die Universitätsbibliothek Uppsala übergeben, und sie gilt heute als in Qualität und Umfang einzigartiges Zeugnis europäischer Musikgeschichte. Knapp 2.000 Manuskripte und Notendrucke umfasst die Sammlung Düben. Die Musikstücke stammten dabei nicht nur von Musikerkollegen aus dem Osterseeraum, sondern auch aus wichtigen europäischen Musikmetropolen wie Paris, Wien oder Rom. 

Die Noten kann man sich im Internet anschauen; ediert ist nur ein kleiner Teil davon. Dass die Beschäftigung mit dieser musikalischen Schatzkammer aber lohnt, beweist die vorliegende CD, veröffentlicht bei Passacaille durch Dominik Wörner und das Kirchheimer Dübenconsort. Das mit namhaften „Alte-Musik“-Spezialisten erstklassig besetzte Ensemble lädt unter der Leitung von Jörg-Andreas Bötticher zu Entdeckungen ein – und davon gibt es eine ganze Menge. 

Denn für diese Aufnahme haben die Musiker gemeinsam mit dem Bassbariton zwölf Stücke aus der Düben-Sammlung ausgewählt; die meisten davon erklingen in Weltersteinspielung. In dem Programm stehen Solo-Kantaten von Samuel Capricornius (1628 bis 1665), Johann Krieger (1651 bis 1735), Kaspar Förster (1616 bis 1673) und Carlo Pallavicino (1630 bis 1688) neben anspruchsvoller Instrumentalmusik beispielsweise von Johann Michael Nicolai (1629 bis 1685) oder Sebastian Knüpfer (1633 bis 1735). Zu hören ist auch die Vertonung des Nunc dimittis durch Heinrich Schütz (1585 bis 1672), allerdings in einer Version mit drei zusätzlichen Mittelstimmen, die Gustav Düben hinzugefügt hat.


Keine Kommentare: