Als junger Sänger hatte Bo Skovhus seinerzeit Franz Schuberts Schöne Müllerin schon einmal aufgenommen. 2016 ging der Bariton, mittlerweile gereift, an eine Neuinterpretation aller drei Schubert-Zyklen. Klavierbegleiter ist der Wiener Pianist Stefan Vladar.
„Ich bin sehr dankbar, dass ich es nochmals machen darf. Wenn man jünger ist, reflektiert man viel weniger über das was passiert, wenn man älter ist dagegen mehr und mehr. Bei diesen Zyklen ist das sehr hilfreich, man versteht inzwischen alles viel besser“, zitiert das Label den Sänger.
Der geneigte Leser sieht mich von der Einspielung allerdings nicht sehr begeistert. Man hört eine Folge von Liedern, aber sie wirken seltsam unverbunden; eher wie ein Liedprogramm als wie eine Geschichte. Statt Dramatik zeigt die Aufnahme oft einen seltsamen Gleichmut, hilfloses Erstaunen statt Erregung und Verzweiflung. Natürlich kann man das so machen – aber passt das wirklich zu den Liedern?
Skovhus beeindruckt vor allem durch sein enormes Legato – mir wäre der Text aber zumindest ähnlich wichtig. Im Schwanengesang ist Vladar immer präsent, meiner Meinung nach manchmal zu präsent; er setzt Akzente und treibt Skovhus voran. Die Tempi sind oft ganz schön flott. Am besten gefällt mir die Winterreise, dort ist auch mehr Ruhe, mehr Ausdruck, und das Zusammenspiel des Sängers und des Pianisten ist offensichtlicher. Aber insgesamt: Nun ja. Meine persönliche Lieblingsaufnahme wird das nicht.
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