So war Schuberts Schöne Müllerin wohl noch nie zu hören. James Gilchrist hat einen feinen, hellen, glasklaren Tenor, und ihm gelingt eine erstaunliche, intelligente, hochdifferenzierte Interpretation. Anna Tilbrook am Klavier folgt ihm dabei bis in die feinste Nuance. Sänger und Pianistin musizieren wie aus einem Atem, dynamisch wie inhaltlich perfekt ausbalan- ciert.
Außerordentlich spannend gestalten die beiden so den Liederzyklus um den jungen Müllerburschen, der sich für die Tochter seines Arbeitgebers derart begeistert, dass er die feinen Signale nicht wahrnimmt, die ihm die junge Dame sendet. Denn sonst wäre ihm aufgefallen, dass sie erstens ziemlich gewöhnlich und zweitens ihrerseits in den Jäger vernarrt ist.
Der britische Sänger bringt Müllers Texte nahezu akzentfrei; jedes einzelne Wort ist zu verstehen. Man lauscht atemlos, und vergisst, dass Singen Anstrengung bedeutet - und auch Klavierspiel Arbeit ist. Tilbrook lässt den Bach plätschern, glucksen und raunen. Hoch- virtuos, und berührend romantisch. Eine der besten Einspielungen, die ich je gehört habe - grandios!
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