Samstag, 9. Januar 2010

Bach: Brandenburgische Konzerte (Decca)


Von einem Leipziger Kapellmeister wird fast zwangsläufig erwartet, dass er Lokalheroen wie Mendels- sohn, Schumann und, vor allem, Bach dirigiert. Riccardo Chailly stellt sich dieser Tradition, und präsentiert dieser Tage im Gewandhaus Bachs Branden- burgische Konzerte. Später werden noch die Matthäus-Passion und das Weihnachtsoratorium folgen. Und dank Decca können sich alle diese Musik aus der mitteldeut- schen Messestadt ins Wohnzimmer holen.
Nun ist das Gewandhausorchester aber kein Barock-Schnellboot, sondern eher ein musikalischer Supertanker, geprägt durch Beethoven, Brahms und Bruckner. Wenn ein derartiger Klangkörper gegen zarte Blockflötenklänge aufspielt, dann lässt das Schlimmes befürchten.
Doch die Katastrophe bleibt aus. (Auch wenn Originalklang-Puristen das möglicherweise anders sehen werden!) Die alten Stücke und ein modernes Sinfonieorchester - das muss kein unüberwindbarer Gegensatz sein. Und das liegt wohl in erster Linie am klugen Konzept des Gewandhauskapellmeisters: Chailly wählt zumeist flotte Tempi; er setzt auf Schwung und auf klare Akzente. So gelingt ihm eine Interpretation im Geiste Mendelssohns; ein Leipziger Bach mit romantischen Wurzeln, durchaus verblüffend - und überraschend akzeptabel. 

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