Giovanni Benedetto Platti (1697? bis 1763) komponierte die sechs Trioso- naten auf dieser CD für Violine, Violoncello und Basso continuo – was eine Besonderheit ist, denn normalerweise hatte das Cello seinerzeit seinen Platz im Continuo, nicht aber unter den Melodie- instrumenten. Der Grund dafür liegt in der Person des Auftraggebers: Graf Rudolf Franz Erwein von Schönborn-Wiesentheid war ein leidenschaft- licher Cellist. Seine umfangreiche Musikaliensammlung ist im Schlossarchiv überliefert. Sie enthält 60 Werke Plattis, aber auch Kompositionen von Vivaldi und vielen anderen.
Platti stammte aus Padua, und er absolvierte eine umfangreiche musika- lische Ausbildung, vom Gesang über das Musizieren auf Oboe und Violine bis hin zur Komposition. Noch in Italien lernte er das damals neue und spektakuläre Hammerklavier kennen, und schrieb speziell dafür Sonaten.
1722 ging Platti nach Würzburg, wo er als oboista in der Hofkapelle des Fürstbischofs Johann Philipp Franz von Schönborn musizierte. Dieser spielte selbst Geige, und hatte in Rom die italienische Musik kennen und schätzen gelernt. Allerdings starb er bereits 1724. Sein Nachfolger Franz von Hutten hatte keinerlei musikalische Ambitionen. Trotz Kündigung blieb Platti in Würzburg; er war mit einer Hofsängerin verheiratet, und fand offenbar eine alternative Beschäftigung als musikalischer Berater und Hauskomponist des Grafen Rudolf Franz Erwein, einem Bruder des verstorbenen Fürstbischofs.
Auch Franz von Hutten starb bald; ab 1729 spielte Platti in der Hofkapelle seines Nachfolgers Friedrich Carl von Schönborn Oboe und Geige, und war zugleich für die Ausbildung der Sänger zuständig. Ob er für den Fürst- bischof auch komponiert hat, das lässt sich heute nicht mehr feststellen; das bischöfliche Archiv wurde im Zweiten Weltkrieg ein Raub der Flam- men – und damit sind auch die Notenbestände der Hofkapelle verloren.
Um so erfreulicher ist es, dass die Musikaliensammlung des Grafen Rudolf Franz Erwein erhalten geblieben ist. In den letzten Jahren haben bereits einige Musiker begonnen, die Schätze, die im Wiesentheider Notenschrank schlummern, dem Publikum vorzustellen. Sechs von Plattis 20 Triosonaten wurden 1995 als Faksimile veröffentlicht – und nun vom Ensemble Armo- nioso bei Dabringhaus und Grimm eingespielt. Zu hören sind Francesco Ferrato, Violine, Stefano Ferrato, Violoncello, Marco Demaria, Continuo-Cello, Michele Barchi, Cembalo und Daniele Feretti, Truhenorgel.
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