Mittwoch, 8. Februar 2017

Paul Badura-Skoda plays Franz Schubert (Genuin)

Erneut sind beeindruckende Einspielungen von Klassikern des Klavierrepertoires durch Paul Badura-Skoda bei Genuin erschienen. Die erste Doppel-CD, die hier vorgestellt werden soll, gilt dem Schaffen Ludwig van Beethovens (1770 bis 1827). Sie vereint die drei letzten Klaviersonaten des Komponisten, in einer Aufnahme, die 2013 im Joseph-Haydn-Konservatorium Eisenstadt entstanden ist, und die Große Sonate für das Hammerklavier op. 106 in einem Konzertmitschnitt, der im Juni 1976 in der Filharmonia Narodowa in Warschau aufgezeichnet wurde. 
Eine weitere CD, es ist die jüngste der drei, porträtiert den heiteren Franz Schubert (1797 bis 1828). Wir erleben den Musiker in der Sommerfrische: „Dir die Lieblichkeit dieses Tals zu beschreiben, ist beinahe unmöglich“, so begeistert schilderte Schubert 1825 sein Feriendomizil in einem Brief an seinen Bruder Ferdinand. „Denke Dir einen Garten, der mehrere Meilen im Umfange hat, in diesem unzählige Schlösser und Güter, die aus den Bäumen heraus oder durchschauen, denke Dir einen Fluß, der sich auf die mannigfaltigste Weise durchschlängelt, denke Dir Wiesen und Äcker, wie eben viele Teppiche von den schönsten Farben, dann die Straßen, die sich wie Bänder um die herumschlingen, und endlich stundenlange Alleen von ungeheuren Bäumen, dieses Alles von einer unabsehbaren Reihe von den höchsten Bergen umschlossen, als wären sie die Wächter deses himmlischen Tals, denke Dir dieses, so hast Du einen schwachen Begriff von seiner unaussprechlichen Schönheit.“ Während seines Aufenthaltes in diesem Paradies, in Bad Gastein, komponierte Schubert die D-Dur-Sonate D 850; fast scheint es, dass er die Freude an dieser idyllischen Landschaft in eine Freude an Klängen und Harmonien übersetzt hat. Paul Badura-Skoda musiziert, indem er einerseits die Werke beinahe philosophisch ausdeutet; er unterlegt Themen gern sogar Liedtexte. Er liest zudem den Notentext ausgesprochen aufmerksam, und gestaltet sorgsam, bis ins kleinste Detail. 
Die Aufnahme der Gastein-Sonate ist 2015 bei Bösendorfer in Wien entstanden. Ergänzt wird sie durch die Drei Klavierstücke D 946 aus Schuberts Todesjahr 1828, eingespielt 2014 in Eisenstadt. Wie bei allen seinen Aufnahmen, hat Paul Badura-Skoda auch in diesem Falle einen sehr lesenswerten Kommentar zum Werk verfasst, der im Beiheft abgedruckt ist. 
Die Anmerkungen des Pianisten vermitteln Hintergrundinformationen zu den jeweiligen Musikstücken, und sie erläutern kurz und knapp seine Auffasssungen zu Deutung und Interpretation. Wozu er sich in diesen Texten nicht äußert, das ist die Auswahl des Instrumentes. Diesem Thema hat Badura-Skoda aber eine weitere Doppel-CD gewidmet – und dort sind die Drei Klavierstücke D 946 noch einmal zu hören, interpretiert diesmal nicht aus einem Steinway D, wie in der Eisenstädter Aufnahme, sondern auf einem Hammerflügel von Conrad Graf, angefertigt um 1826. Er befindet sich in der Sammlung der Irnberger Foundation in Salzburg, wo diese Aufnahme 2011 entstanden ist. Auf diesem Instrument hat der Pianist auch die Sonate B-Dur D 960 eingespielt. Sie erklingt noch zwei Mal, zum Vergleich – gespielt von Paul Badura-Skoda auf einem modernen Steinway und auf einem älteren Bösendorfer Imperial, die sich in seinem Besitz befinden. Warum gleich drei Versionen? „Weil dieses Werk so unauslotbar ist, dass auch das vollkommenste Klavier ihm nicht ganz gerecht wird“, erklärt der Pianist im Beiheft. „In jeder der drei neuen Aufnahmen kommen verschiedene Facetten zum Ausdruck, die dem jeweiligen Instrument ent- lockt werden konnten, wie etwa der farbenreiche Klang des Hammerflü- gels, der edle Klang des Steinways, der samtene Ton des Bösendorfers.“

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