Werke von Frédéric Chopin waren für Claire Huangci stets besondere Begleiter auf ihrem künstlerischen Weg. Das Wunderkind wuchs mit ihnen auf, und schätzt sie noch immer. „Seine Musik ist so ehrlich, so direkt, und auch so freimütig, dass man sich ihr einfach nicht entziehen kann“, schreibt die Pianistin im Beiheft zu ihrer jüngsten Veröffentlichung: Auf zwei CD hat Claire Huangci die 21 Nocturnes des Komponisten eingespielt. Dieses Programm ergänzte sie um das Nocturne Oubliée in cis-Moll und um die Étude in cis-Moll op. 26 Nr. 7, die sie gemeinsam mit dem Cellisten Tristan Cornut vorträgt.
Die amerikanische Pianistin präsentiert sich als ausdrucksstarke Chopin-Interpretin. „Es verwundert mich immer wieder, dass eine scheinbar einfache Folge von Noten so eine Fülle von Emotionen auslösen kann“, schreibt die Musikerin. „Der Zauber ist für mich komplett, wenn ich merke, wieviele unterschiedliche Gefühle bei diversen Menschen ein Werk verursachen kann.“
In ihrem „Chopin-Diary“ deutet Claire Huangci an, wie sie selbst diese Klänge wahrnimmt. Dazu hat sie jedem Nocturne Chopins Gedichtzeilen seiner Zeitgenossen zugeordnet; leider kann man sie im Beiheft nur im französischen Original sowie in englischer Übersetzung nachlesen. Wer keine dieser beiden Sprachen versteht, der hat in diesem Falle das Nachsehen.
Und die Musik? Sie lässt mich an einen lauen Sommerabend denken, wo nach einer langen Dämmerung allmählich der Mond aufgeht. Man sitzt einsam am Steg, genießt die Wärme, die nächtliche Ruhe und die Einsamkeit. Die Wellen plaudern leise, und die Mücken stechen heute andernorts – kurz und gut: Es sind Klänge voll Poesie, technisch perfekt vorgetragen, mit berückender Phrasierung, wohldosierten Rubati und, ja, auch mit ein klein wenig Flitter. Claire Huangci ist hier ein großer Wurf gelungen.
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