Auf dieser CD erkundet William Dongois mit seinem Ensemble Le Concert Brise eine ganz spezielle Facette der Musikgeschichte: Im Laufe der Jahrhunderte sind immer wieder Instrumente zeitweise besonders beliebt gewesen, und dann plötzlich aus der Mode gekommen. Mitunter sind sie dabei sogar völlig außer Gebrauch geraten, wie beispielsweise die komplette Familie der Gamben, die Blockflöten – oder der Zink, um den es auf dieser CD geht.
Der Lebenslauf von Johann Heinrich Schmelzer (um 1623 bis 1680) spiegelt eine solche Entwicklung. Der Musiker begann seine Karriere als Cornettist – in dieser Funktion ist er 1643 am Wiener Stephansdom nachzuweisen – und wirkte später als Geiger in der Hofkapelle. Kaiser Leopold I. schätzte ihn sehr; er ernannte den Musiker 1665 zum Ballettkomponisten, 1671 zum Vizekapellmeister und 1679 schließlich als ersten Nicht-Italiener überhaupt zum Hofkapellmeister. Außerdem erhob er Schmelzer in den Adelsstand. Genießen freilich konnte der Musiker diese Ehren nicht allzu lange, denn er wurde 1680 ein Opfer der Pest.
Der Zink war vom Spätmittelalter bis Mitte des 17. Jahrhunderts im Gebrauch. Er stand in dem Ruf, der menschlichen Stimme klanglich besonders gut zu entsprechen. Dass der Zink vom Instrument der Stadt- pfeiffer zu einem Virtuoseninstrument wurde, für das höchst anspruchs- volle Soli entstanden, dieser Trend kam zum Ende des 16. Jahrhunderts aus Italien. Aus Italien kam aber im 17. Jahrhundert auch die Violine, durch die der Zink verdrängt wurde.
Die Ablösung des Grifflochhorns durch die neuartigen Streichinstrumente spiegelt auch das Schaffen Schmelzers. Während er zunächst Zink und Violine nebeneinander einsetzte, dominiert in seiner Kammermusik schließlich die Violine. Schmelzer selbst, so schreibt Johann Joachim Müller in seinem Reise-Diarium aus dem Jahre 1660, galt als „der berühmte und fast vornehmste Violist in ganz Europa“.
Seine Werke waren beliebt und weit verbreitet; die Musiker um Dongois haben ihr Programm mit herrlichen Sonaten aus den verschiedensten Manuskripten sowie zwei Drucken zusammengestellt. Was für ein Klanggenuss! Mit dieser Aufnahme bestätigt der Musiker einmal mehr seine hohe Kunst; Dongois ist ohne Zweifel derzeit einer der besten Zinkenisten Europas. Im Ensemble Le Concert Brisé hat er brillante Partner an seiner Seite; zu hören sind Alice Julien-Laferrière, Barock- violine, Jean-François Madeuf, Naturtrompete, Stefan Legée, Posaune, Moni Fischalek, Dulcian und Hadrien Jourdan an der Orgel der Kirche von Talange, 2003 von Rudi Jacques im italienischen Stil erbaut.
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