Mit dieser Aufnahme laden Philippe Grisvard und Johannes Pramsohler ein, sie auf einer Reise in die Musikgeschichte zu begleiten. Sie führt nach Frankreich, wo im Jahre 1740 der Geiger Jean-Joseph Cassanéa de Mondonville (1711 bis 1772), königlicher Konzertmeister, eine Innovation vorstellte, die nicht nur Musiker überraschte: In seinen Pièces de clavecin en sonates avec accompagnement de violon op. 4 macht er das Cembalo vom Continuo-Instrument zum Solisten; es erklingt nicht mehr als Begleiter, sondern als Partner der Violine.
Zum ersten Male hatte Johann Sebastian Bach dieses Modell gewählt; schon vor 1725 entstanden die Sei Suonate à Cembalo certato è Violino Solo – dass diese Sonaten in Abschriften bis nach Frankreich gelangt sind, erscheint allerdings nicht sehr wahrscheinlich.
Vermutlich lag es einfach nahe, diese Möglichkeit des Musizierens auszuprobieren; sie ist der Triosonate verwandt, wobei die Violine und die rechte Hand der Cembalostimme konzertieren, während die linke Hand dazu den Bass spielt. Jean-Joseph Cassanéa de Mondonville scheint ohnehin recht experimentierfreudig gewesen zu sein, denn er setzt ganz auf italienische Vorbilder, was in Frankreich lange verpönt war. Aber letztendlich begeisterten die Konzerte von Corelli und Vivaldi auch das Pariser Publikum.
Mit seinem kühnen Wurf beeindruckte der Violinvirtuose die Zuhörer ebenso wie seine Kollegen. Pramsohler und Grisvard zeigen mit ihrer Einspielung, wie Zeitgenossen sich von dem neuen Modell inspirieren ließen und wie sie es weiterentwickelt haben. Auf ihrer Doppel-CD präsentieren sie zahlreiche Werke, die in Vergessenheit geraten waren, und daher oftmals in Weltersteinspielungen erklingen.
Zu hören ist anspruchsvolle Musik von Claude Balbastre (1724 bis 1799), Charles-François Clément (um 1720 bis 1782), Michel Corette (1707 bis 1795), Jacques Duphly (1715 bis 1789), Louis-Gabriel Guillemain (1705 bis 1770) und Luc Marchand (1709 bis 1799). Sie alle finden ihre eigenen Wege, Violine und Cembalo attraktiv miteinander zu kombinieren.
Philippe Grisvard und Johannes Pramsohler zünden ein prächtiges Klangfeuerwerk, das mit einer Vielzahl unterschiedlicher Farben und Effekte begeistert. Sowohl der Cembalist als auch der Geiger sind Virtuosen, und sie musizieren mit Leidenschaft und bestens aufeinander abgestimmt.
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