Montag, 5. August 2013

Porpora: Cantatas (Accord)

Nicola Antonio Porpora (1686 bis 1768) war einer der großen Stars seiner Zeit. Er bildete etliche Kastraten aus, beispielsweise Farinelli und Caffarelli, und galt als bester Gesangslehrer Europas. Wie kein anderer verstand es Porpora, seine Schüler in den Olymp der Gesangskunst zu führen. Er legte größten Wert auf eine exzellente Atemtechnik sowie auf die makellose Reinheit des Tones, und trainierte seine Zöglinge so, dass sie jeder denkbaren technischen Herausforderung gewachsen waren. 
Porporas Arien waren daher oftmals Schaustücke, die es den Sängern ermöglichten, ihre Virtuosität effektvoll zu demonstrieren. Er kom- ponierte sie speziell für den jeweiligen Künstler, um dessen Stärken geschickt herauszustreichen. Das macht es fast unmöglich, diese Gipfelwerke der Gesangskunst heute noch aufzuführen. Kastraten gibt es nicht mehr, und auch die Ausbildung der Sänger heute dürfte sich erheblich von der unterscheiden, die Porpora einst vermittelt hat. 
Wie schwierig es ist, diesen anspruchsvollen Werken gerecht zu werden, zeigt die vorliegende Aufnahme. Der polnische Countertenor Artur Stefanowicz hat gemeinsam mit der Cembalistin Dorota Cybulsky-Amsler sowie Serge Saitta, Traversflöte, Simon Heyrick, Barockvioline, und Denis Severin, Barock-Violoncello, vier Kantaten des Komponisten eingespielt. Zwei davon entstammen einem Zyklus von zwölf Kantaten, die Porpora 1735 seinem Mäzen Frederic, Prince of Wales, gewidmet hat – gesungen hat sie seinerzeit Farinelli. Zwei weitere Kantaten dürften bereits in Neapel entstanden sein, wo Porpora nach seiner Ausbildung zunächst als Kapellmeister im Dienst des Prinzen Philipp von Hessen-Darmstadt stand, bevor dann am Conservatorio Sant'Onofrio als Gesanglehrer wirkte. 
Diese Werke verlangen dem Sänger buchstäblich alles ab – sowohl schöne Töne als auch virtuose Koloraturen, in denen die Stimme beinahe wie ein Instrument wirkt, endlos lange Phrasen und musi- kalische Linien stehen neben anspruchsvollen, rasanten Auszie- rungen. Dazu braucht es Technik, Technik, Technik – und eine ganz besondere Stimme; tausende Knaben wurden zur Zeit Porporas in Italien zum Sänger gedrillt, doch am Ende gab es nur einen Farinelli. Artur Stefanowicz singt ohne Zweifel grundsolide, aber diese Werke bringen ihm hörbar an Grenzen. Es tut mir leid, aber mich begeistert diese Aufnahme nicht. 

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