Der Lebensweg von Jean-Marie Leclair (1697 bis 1764) ist keineswegs so geradlinig, wie man dies bei einem Musiker, der bereits zu Lebzeiten derart bewundert und verehrt wurde, erwarten würde. Leclair war der Sohn eines Korb- machers aus Lyon. Er erlernte also ebenfalls dieses Handwerk – und dazu erhielt er Unterricht im Tanzen und im Violinspiel. Sein Vater, der auf der Viola da gamba hervorragend musiziert haben soll, hielt die Kinder offenbar zum Üben an, denn es gelang schließlich nicht nur Leclair, sondern auch einigen seiner Geschwister, ihren Lebensunterhalt als Musiker zu verdienen.
Leclair begann seine Karriere als Tänzer und Ballettmeister. In Turin begegnete er Giovanni Battista Somis, einem Schüler Corellis. Es wird vermutet, dass Somis Leclair geraten haben könnte, die Endlichkeit einer Tänzerkarriere zu bedenken – und für die Zukunft auf die Violine zu setzen. Bekannt ist, dass Leclair in Paris bei dem Organisten und Cembalisten André Chéron Unterricht in Harmonielehre und Kontrapunkt genommen hat.
Leclair war als Konzertviolinist wie als Komponist sehr erfolgreich. Er trat in den Concerts spirituels auf, und reiste durch Europa. Zeitge- nossen priesen sein technisch hervorragendes Geigenspiel ebenso wie seine erlesene Harmonik und seine kunstvolle Satztechnik. Auf dieser CD stellt Luis Otavio Santos gemeinsam mit dem Ensemble Les Muffati alle Violinkonzerte op. 7 (1737) vor, die tatsächlich für Violine geschrieben worden sind - Konzert Nummer drei, so wird vermutet, war wohl für Flöte bestimmt.
Kurios erscheint, dass diese Konzerte durchweg und ausgesprochen perfekt den italienischen Stil imitieren. Sie klingen nach Corelli, und nicht nach Lully – wer es nicht weiß, der käme kaum auf die Idee, dass diese Konzerte ein Franzose komponiert haben könnte. Santos musiziert mit dem kleinen Ensemble zusammen temperamentvoll, das klingt alles sehr frisch und voll Leidenschaft. Und die Aufnahme ist so gelungen und so authentisch, wie man das von den Produk- tionen des Labels Ramée gewohnt ist. Bravi!
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