Montag, 26. August 2013

Carl Philipp Emanuel Bach: The Solo Keyboard Music; Spányi (BIS)

Mit großem Eifer widmet sich der ungarische Organist und Cembalist Miklós Spányi der Gesamtein- spielung aller Werke, die Carl Philipp Emanuel Bach (1714 bis 1788) für Tasteninstrumente solo geschaffen hat. Sie erscheint bei BIS Records, und umfasst mittler- weile 26 CD.
Die CD 24 und 25 enthalten Sona- ten, die Bach 1743/44 geschrieben oder aber grundlegend überarbei- tet hat. Es sind prächtige Werke von großem Format, stilistisch sehr abwechslungsreich, handwerklich virtuos. Spányi spielt sie auf einem Clavichord aus der Werkstatt des belgischen Klavierbauers Joris Potvlieghe nach einem Vorbild sächsischer Tradition. Dieses Instrument ist sehr groß, sehr laut und bietet eine erstaunlich umfangreiche Palette an Klangfarben.
Eine besondere Überraschung hält CD 26 bereit. Darauf erklingen die ersten drei der sogenannten Fortsetzung-Sonaten Wq 51. Zu Bachs Zeiten war es üblich, dass die Musiker in den Reprisen stilistisch passende virtuose Verzierungen improvisierten. Für Schüler und Liebhaber hat Carl Philipp Emanuel Bach gelegentlich Versionen zu Papier gebracht, in denen er diese Verzierungen ausgeschrieben hat. Zwei Beispiele dafür hat Spányi hier den entsprechenden Sonaten nachgestellt.
Von der Sonate Nr. 1 C-Dur wiederum existieren drei verschiedene Varianten. „Nachdem die Sonate in ihrer ursprünglichen Form veröffentlicht worden war, komponierte Bach zwei weitere Versionen“, erläutert Spányi. „Diese sind nicht nur verziert, sondern durchweg neu komponiert, was zu zwei völlig neuen, eigenständi- gen Sonaten mit denselben Basslinien und Harmoniefortschreitun- gen führt – eine bemerkenswerte und einzigartige Leistung.“ Der Cembalist hat für diese CD zusätzlich die erste veränderte Version eingespielt; die zweite soll auf der nächsten CD folgen.
Spányi musiziert hier auf einem Clavichord, das Joris Potvlieghe nach einem Original von Gottfried Joseph Horn, Dresden 1785, angefertigt hat. Das Vorbild für dieses Instrument, das ebenso expressives wie differenziertes Spiel gestattet, befindet sich heute in der Sammlung des Musikinstrumentenmuseums Leipzig.

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