„Es würde zu verwundern seyn, daß so brafe Männer ausser ihrem Vaterlande so wenig bekannt worden; wenn man nicht bedächte, daß diese ehrlichen Thüringer mit ihrem Vaterlande, und ihrem Stande so zufrieden waren, daß sie sich nicht einmal wagen wollten, weit ausser demselben ihrem Glücke nach- zugehen. Sie zogen den Beyfall der Herren, in deren Gebiete sie gebohren waren, und einer Menge treuherziger Landsleute, die sie gegenwärtig hatten, andern noch ungewissen, mit Mühe und Kosten zu suchenden Lobeserhebungen, weniger, und noch dazu vielleicht neidischer Ausländer, mit Vergnügen vor.“ Was Carl Philipp Emanuel Bach 1754 über seine Vorfahren schrieb, das trifft auch auf Kapelldirektor Philipp Heinrich Erlebach (1657 bis 1714) zu. Zwar stammte er aus Ostfriesland, doch kam er schließlich aufgrund von verwandtschaftlichen Beziehungen seines Herrscherhauses nach Rudolstadt, wo er den Rest seines Lebens verbrachte. Über seinen Lebensweg wurde in diesem Blog bereits berichtet.
Erlebach schrieb für seinen Dienstherrn eine große Anzahl von Werken; die Musikaliensammlung, die er bei seinem Tod hinterließ, umfasste mehr als 2500 eigene und fremde Kompositionen. Leider wurde diese Kollektion 1735 beim Brand des Rudolstädter Schlosses, wie ein Inventar vermeldet, „allesamt von Feuer verzehret“. Dass sich die Suche nach den wenigen überlieferten Stücken aus der Feder des Komponisten lohnt, das beweist jedoch die vorliegende CD.
Sie zeigt anhand von Werken Erlebachs, die im Druck erschienen sind, dass der Musiker von Zeitgenossen zu Recht als derjenige gerühmt wurde, „welcher unter den teutschen Componisten die meiste Satisfaction giebt und sich trefflich hervorthut“. Das Capricornus Consort Basel unter Leitung von Peter Barczi hat gemeinsam mit Miriam Feuersinger, Sopran, und Franz Vitzthum, Countertenor, eine Auswahl eingespielt, die einige Überraschungen bereithält. So hat sich der Komponist, der im Gefolge des Grafen Albert-Anton von Schwarzburg-Rudolstadt nicht weiter gereist sein dürfte als nach Wolfenbüttel oder Mühlhausen, offenbar intensiv mit dem Stil von Jean-Baptiste Lully beschäftigt. Dennoch kopiert er nicht einfach das französische Vorbild; er ergänzt es vielmehr um ganz eigene, thüringische, Elemente.
Der Zuhörer darf sich auf eine Entdeckung freuen, für die man den Musikern nicht genug danken kann. Denn es ist großartige Musik, auch wenn sie seinerzeit an einem kleinen Hof entstanden ist – handwerklich ausgesprochen versiert, sehr ausdrucksstark und zudem von einer Eleganz, die begeistert. Die Sänger und Musiker agieren solide bis brillant, die Aufnahme ist rundum gelungen.
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