Auf Johann Sebastian Bach und sein musikalisches Umfeld konzentriert sich die zweite CD, die Johannes Pramsohler und Cembalist Philippe Grisvard gemeinsam bei Audax veröffentlicht haben. Die beiden Musiker interessierte Bachs Einfluss auf die Violinmusik insbesondere auch der nachfolgenden Musiker- generation. „Mit Graun, Pisendel, Krebs, aber auch mit den Brüdern Benda und Bachs Söhnen Carl Phi- lipp Emanuel und Johann Christian hatte Deutschland eine Reihe von Violinkomponisten hors pair vorzu- weisen“, schreibt Pramsohler im Beiheft. „Das ausgeprägte Epochen- bewusstsein zwischen Sachsen und Preußen und die protestantisch-strenge Ausbildung von Musikern als exzellente Handwerker brachte eine äußerst starke Geigergeneration hervor, die sich – beinahe ausnahmslos – um Johann Sebastian Bach scharte, während (..) Veracini mit gebroche- nem Stolz und Bein aus Dresden abzog.“
Damit zitiert der Geiger eine Anekdote, der zufolge der Italiener mit dem Hofkapellmeister Johann David Heinichen und dem Kastraten Senesino derart aneinander geraten sein soll, dass er vor Wut aus einem Fenster sprang – im zweiten Stock, was dazu führte, dass er sich Bein und Hüfte brach. Nun, ähnlich verärgert dürfte der Hörer auf diese CD wohl kaum reagieren. Denn schon die beiden ersten Stücke, die Violinsonate BWV 1024 – bei der vermutet wird, dass sie eventuell auch Pisendel geschrieben haben könnte – sowie die Violinsonate BWV Anh. II 153, die den Tonfall des großen mitteldeutschen Meisters fast noch besser trifft, verlangen eine äußerst solide Geigentechnik.
Pramsohler musiziert auf dieser CD wesentlich geschmeidiger und eleganter als bei seinem Erstling, was das Wesen dieser Musik auch besser trifft. Das zeigt sich hervorragend auch bei der Sonate für Solovioline von Johann Georg Pisendel (1687 bis 1755), die der Geiger gekonnt vorstellt. Eine Herausforderung ist dieses Stück in jedem Falle; Pisendel, lang- jähriger Konzertmeister der sächsischen Hofkapelle, war ein exzellenter Musiker. Für diese CD ausgewählt haben Pramsohler und Grisvard zudem jeweils eine Sonate von Johann Gottlieb Graun und Johann Ludwig Krebs, beide erklingen in Weltersteinspielung. An den Schluß gesetzt haben die beiden Musizierpartner die älteste überlieferte kammermusikalische Komposition Bachs, die Fuge in g-Moll BWV 1026, „deren Entstehungs- geschichte und Zugehörigkeit bislang ungeklärt bleiben“, so Pramsohler. Der alleinstehende Satz sei „raffiniert und virtuos angelegt: von erstaunlicher Länge, mit ausholenden Doppelgriff-Passagen und Figurenwerk in der sechsten Lage, konnte so ein Werk nur von einem absoluten Könner auf der Geige ausgeführt werden.“
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen