Johann Staden (1581 bis 1634) wuchs in Nürnberg auf. Über seine Kindheit und Jugend ist weiter nichts bekannt. 1604, als er eine Pfarrerstochter heiratete, war er bereits fürstlich brandenburgischer Hoforganist bei Markgraf Christian in Bayreuth; dieser verlegte 1605 nach einem Stadtbrand seine Residenz nach Kulmbach. Staden scheint zudem einige Zeit Hoforganist in Dresden gewesen zu sein. 1616 erhielt er jedoch die Stelle des Organisten an der Nürnberger Spitalkirche, und kehrte in die Heimat zurück. Noch im gleichen Jahr wechselte er an die Kirche St. Lorenz, und 1618 wurde er Organist an St. Sebald. Damit hatte er die bedeutendste Organistenstelle von Nürnberg inne, und war zugleich für das städtische und kirchliche Musikwesen zuständig. Er war auch als Komponist hoch angesehen. Staden veröffentlichte fünf Sammlungen mit weltlichen Gesängen und 17 Kollektionen mit geistlicher Musik. Zu seinen Schülern gehörte übrigens Johann Erasmus Kindermann (1616 bis 1655).
Der Dreißigjährige Krieg allerdings machte auch vor der wohlhabenden Reichsstadt nicht halt. 1627 erlagen Stadens Ehefrau und vier seiner Kinder einer Pest-Epidemie. 1629 heiratete der Organist daher erneut. Den Frieden sollte er nicht mehr erleben. 1634 grassierte erneut die Pest in Nürnberg. Die Seuche raffte tausende Bürger dahin; auch Staden fiel ihr zum Opfer.
Auf dieser CD ist in Weltersteinspielung seine Kirchenmusik 1 zu hören, 1625 im Druck erschienen. Diese Kollektion enthält 15 Vertonungen liturgischer Texte und Psalmen, entstanden offenbar für Festgottesdienste in Nürnberger Kirchen. Die Musikstücke sind von höchst unterschied- lichem Charakter, von der solistisch zu besetzenden Motette bis hin zur prachtvollen Mehrchörigkeit nach venezianischem Vorbild.
Der Windsbacher Knabenchor, geleitet von Martin Lehman, präsentiert diese bedeutenden Werke sehr ansprechend und gekonnt. Die jungen Sänger überzeugen durch einen kraftvollen, von soliden Männerstimmen getragenen Chorklang. Sie singen auch in kleinen Gruppen sowie solistisch souverän. So sind neben den Solisten Hana Blažiková, Sopran, Alex Potter, Altus, Satoshi Mizukoshi, Tenor, und Dominik Wörner, Bass, etliche Chorsolisten zu hören.
Klanggewaltige Werke mit raffinierten Wirkungen durch Echo- und Fern- chöre wechseln sich ab mit virtuosen, mit einzelnen Sängern besetzten Stücken. Begleitet werden sie ebenso gekonnt von den Alte-Musik-Spezia- listen der Capella de la Torre und des Concerto Palatino. Beeindruckend! Es ist sehr erstaunlich, dass diese großartige Musik bisher noch nicht einmal editorisch erschlossen ist. Insofern freut man sich über dieses Engagement für sein Werk – und wünscht sich mehr davon.
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