Donnerstag, 25. Juni 2015

Homilius: Warum toben die Heiden (Carus)

In der Geschichte der evangelischen Kirchenmusik wird Bach gern als Gipfelpunkt gesehen – und alles, was danach kam, als minderwertig. Die Folge solcher Ansichten: Was nach Bach kam, blieb vergessen und unerschlossen. Und so klafft im Repertoire eine ganz erstaunliche Lücke, die bis zu Mendelssohn reicht. Es ist, als hätte es in diesem Zeitraum keinen einzigen Kantor gegeben, der etwas komponiert hätte, was bemer- kens- und erhaltenswert gewesen wäre. Dass dies sehr unwahrschein- lich ist, kann man sich vorstellen. 
In jüngster Zeit gibt es daher Bestrebungen, zu erkunden, welche "Kirchen- stücke" in den Gottesdiensten jener Zeit erklungen sind. Besonderes Interesse gilt dabei den Bach-Söhnen sowie dem Schaffen von Gottfried August Homilius (1714-1785). Er wirkte zunächst als Organist an der Dresdner Frauenkirche, und wurde 1755 Kreuzkantor. Die Musik, die er mit dem Kreuzchor aufführte, komponierte Homilius überwiegend selbst; so schrieb er etwa 180 Kantaten für alle Sonn- und Feiertage des Kirchen- jahres. Fünf davon hat Carus nun auf CD und parallel dazu auch als Notenedition veröffentlicht. Gewiss, es ist Gebrauchsmusik für den Einsatz im Gottesdienst – aber Homilius' Werke sind zugleich ansprechend und anspruchsvoll, da dürfte noch viel zu entdecken sein. Zu hören ist hier unter Rainer Johannes Homburg das 1999 in Stuttgart gegründete Ensemble Handel’s Company mit Chor und Instrumentalisten sowie den Solisten Marie-Pierre Roy, Henriette Gödde, Knut Schoch und Markus Köhler.  

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