„Niemand, auch nicht Baron von Swieten, hatte die Seite der Partitur, wo die Geburt des Lichtes geschildert war, gesehen. Das war die einzige Stelle der Arbeit, die Haydn verborgen gehalten hatte“, berichtet Frederik Samuel Silverstolpe, ein Freund Joseph Haydns, von der ersten Probe der Schöpfung. Und dann nahte diese Stelle: „Haydn hatte dabei eine Miene wie jemand, der sich auf die Lippen zu beißen denkt, entweder um seine Verlegenheit zu hemmen oder auch um ein Geheimnis zu verbergen. Und in demselben Augenblick, als zum ersten Mal dieses Licht hervorbrach, würde man gesagt haben, daß Strahlen geschleudert wurden aus des Künstlers brennenden Augen. Die Entzückung der elektrisierten Wiener war so allgemein, daß das Orchester einige Minuten lang nicht fortsetzen konnte.“
Ähnlich intensiv kann der Hörer dieser Aufnahme jenen legendären Moment erleben, in dem auf den musikalischen Ausdruck des Chaos in machtvollem C-Dur zum ersten Male das Licht erscheint. Philippe Herreweghe hat Haydns Oratorium Die Schöpfung mit dem Collegium Vocale Gent und dem Orchestre des Champs-Élysées mit großer Sorgfalt erarbeitet. Das Ergebnis ist ein Erlebnis, zumal auch die Solistenpartien mit Christina Landshamer, Sopran, Maximilian Schmitt, Tenor, und Rudolf Rosen, Bass, exzellent besetzt sind. So differenziert, so farbenreich und so ausdrucksstark habe ich Haydns Schöpfung noch nicht gehört – dies ist ohne Zweifel eine Referenzaufnahme. Grandios!
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