Mit Klavierquartetten von Gabriel Fauré (1845 bis 1924) und seinem Schüler George Enescu (1881 bis 1955) startet das Mariani Klavier- quartett eine Folge von Aufnahmen, die sich offenbar damit auseinander- setzen soll, wie Komponisten ihr musikalisches Material organisieren.
Den Begriff der Idée fixe – nicht ganz frei von Zweideutigkeit, denn er wird auch von der Psychiatrie verwendet – könnte man im Bereich der Musik vielleicht am ehesten auf das Leit- motiv, musikalischer Grundgedanke einer Komposition, beziehen. Der Einsatz von Leitmotiven ist eine Erfindung der Romantik; Louis Spohr beispielsweise hat sie genutzt, Carl Maria von Weber, Hector Berlioz, in seiner Symphonie fantastique, und César Franck, der wiederum ein Vorbild war für Gabriel Fauré.
Damit sind wir bei dieser Einspielung angekommen. Sie beginnt mit Faurés Klavierquartett Nr. 2 g-Moll op. 45 aus dem Jahre 1886. Dieses Stück startet gewaltig, kraftvoll, sehr energisch. Und wenn Faurés Musik gelegentlich auch elegante, lyrische Passagen aufweist, so beeindruckt sie doch vor allem durch ihre orchestrale Wucht. Pianist Gerhard Vielhaber schafft dafür die klangliche Basis, doch im Klavierquartett ist sein Part letztendlich nicht der einer Begleitung, sondern vielmehr einer musika- lischen Partnerschaft mit den Streichern. Auch Philipp Bohnen, Violine, Barbara Buntrock, Viola, und Peter-Philipp Staemmler, Violoncello, musizieren großartig, mit beeindruckender Sensibilität und Intensität.
Wie bewundernswert das Zusammenspiel der vier Quartettpartner funktioniert, das wird beim zweiten Werk auf der CD besonders deutlich. Das Klavierquartett Nr. 1 D-Dur op. 16 von George Enescu, Erstling des Komponisten in dieser Gattung aus dem Jahre 1909, ist nicht nur dem Umfang nach ein Solitär. Enescu hat seine Ideen recht penibel notiert – was von den Musikern große Aufmerksamkeit und enorme Präzision fordert. „Das Ergebnis ist ein Meisterwerk der Polyphonie“, so beschreibt es Pianist Vielhaber in seinem Begleittext: „Der rote Faden wird von Instrument zu Instrument gereicht, so dass eine pulsierende räumliche Klangwelt entsteht, die einen vom ersten bis zum letzten Ton umgibt.“ Faszinierend.
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