Es war eine Sensation, als im April 2017 in Berkeley die Oper Le Temple de la Gloire von Jean-Philippe Rameau (1683 bis 1764) in der originalen Version aus dem Jahre 1745 erklang. In dieser Fassung ist die Oper, deren Libretto immerhin von Voltaire stammt, seit ihrer Uraufführung nicht mehr zu hören gewesen.
Die „Ur-Version“ galt als verloren; doch sie wurde in den Beständen der Jean Gray Hargrove Music Library an der University of California in Berkeley aufgespürt. Julien Dubruque von der Université Paris-Sorbonne hat sich damit eingehend wissenschaftlich auseinandergesetzt, und eine Notenedition erstellt. Sie bildet die Grundlage für die Aufführung sowie den Live-Mitschnitt, der das musikalische Geschehen auf zwei CD dokumentiert.
Entstanden ist das Werk zur Ehre Ludwigs XV., und zur Erinnerung an die Schlacht von Fontenoy im Jahre 841. Mit dem Vertrag von Verdun zerteilten die Nachfolger Karls des Großen das fränkische Reich; es geht also im Kern um die Wurzeln und Ursprünge des Königreichs Frankreich.
Davon freilich berichtet Rameaus Ballet héroïque nicht direkt. Es geht vielmehr sehr allegorisch-mythologisch zu: Drei Herrscher wollen dem Tempel des Ruhmes betreten, den Apollon errichtet hat, und den die Musen bewachen. Zwei von ihnen scheitern; der Kaiser Trajan jedoch, als Optimus Princeps, hat Erfolg. Im letzten Akt tritt der Ruhm auch persönlich in Erscheinung.
Im Beiheft wird übrigens berichtet, Voltaire habe im Anschluss an diese Vorstellung, in festlicher Runde, laut die Frage gestellt, ob denn Trajan nun glücklich sei. Betretenes Schweigen und ein frostiger Blick des Königs sollen die Reaktion darauf gewesen sein. --
Macht Rameaus Musik uns heute glücklich? Zu hören sind Philharmonia Baroque Orchestra & Chorale unter der Leitung von Nicholas McGegan. Die Musiker des Orchesters und auch die Chorsänger sind mit dem barocken Gestus bestens vertraut. Leider lässt sich das von den Vokal- solisten nur teilweise sagen; nicht alle Stimmen sind so klangschön, schlank und beweglich, wie man sich das eigentlich erhofft. Man bedauert ein wenig, dass diese Vorstellung nicht als Video-Mitschnitt vorliegt. Die Fotos jedenfalls zeigen, dass La Temple de la Gloire auch ein Fest für das Auge gewesen sein muss. Prächtige Kostüme, Kulissen nach historischem Vorbild und barocke Choreographien leisten zum Gesamteindruck ohne Zweifel einen erheblichen Beitrag.
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