In diesem Jahr feiert die Musikwelt den 200. Geburtstag des Komponisten Jaques Offenbach (1819 bis 1880). Über den Lebensweg des Jubilars, der in Köln als Jakob Offenbach zur Welt kam, wurde in diesem Blog bereits an anderer Stelle berichtet. Bevor der Musiker für die Bühne komponierte, hatte er selbst bereits eine ziemlich erfolgreiche Karriere als Cellist: „Er ist groß, mager und außerordenlich bleich“, so schrieb die Pariser Zeitschrift L'Artiste im Jahre 1843 über Offenbach. „Wenn sein Bogen die Saiten vibrieren lässt, dann scheint sich zwischen dem Künstler und seinem Instrument eine jener geheimnisvollen Beziehungen anzubahnen, von denen Hoffmann so wundervoll erzählt hat. Mit seinen langen Haaren, seinem schmalen Wuchs und seiner geistvollen Stirn könnte man ihn für eine Gestalt aus den phantastischen Erzählungen Hoffmanns halten. Mit einem Wort, er wird der Liszt des Violoncellos sein, oder vielmehr, er ist es schon.“
Und so ist es überaus erfreulich, dass Raphaela Gromes nun zum Jubiläum ein Album vorlegt, das uns Jacques Offenbach als Cellisten zeigt. Denn wenn man diese exquisite Musik hört, dann fragt man sich, warum diese Kompositionen nicht sehr viel bekannter sind. Kaum zu glauben – doch die letzte größere Einspielung mit Stücken des Komponisten für Cello und Klavier erschien vor sagenhaften 40 Jahren!
Seitdem sind einige Manuskripte wiederentdeckt worden, so dass Raphaela Gromes mit ihrem langjährigen Klavierpartner Julian Riem auf dieser CD eine virtuose, von Offenbach noch in Köln komponierte Tarantelle in Weltersteinspielung präsentieren kann.
Zu den ausgewählten Werken des Komponisten für Cello und Klavier gehören zudem Danse bohémienne, Deux Âmes au ciel, Introduction et valse mélancolique, Rêverie au bord de la mer, La Course en traîneau sowie die Elegie Les Larmes de Jacqueline. Offenbachs Musik beeindruckt mit Esprit, melodischer Schönheit und Raffinesse. Sie klingt, für mein Empfinden, eher nach Rossini als nach Liszt.
An den Solisten stellen diese teilweise enorm anspruchsvollen Stücke hohe Anforderungen. Raphaela Gromes musiziert mit schönem Ton, mit Ausdruck und Spielfreude, dass es eine Freude ist. Und gemeinsam mit ihrem langjährigen Mentor, dem Münchner Cello-Professor Wen-Sinn Yang, spielt die junge Cellistin auch eines von Offenbachs 36 Violoncello-Duos: Op. 54, Nr. 3 in E-Dur, ein ziemlich kapriziöses Stück – brillant und sehr reizvoll. Wer es weniger ausgefallen mag, der wird sich freuen, wenn ganz am Schluss Offenbachs wohl berühmteste Melodie erklingt, die Barcarolle aus der Oper Hoffmanns Erzählungen, in einem neuen Arrangement für zwei Violoncelli und Klavier von Julian Riem. Hinreißend! Bravi!
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