Wenn Konzerte für Orgel und Orchester von Johann Sebastian Bach überliefert wären – wie würden diese wohl klingen? Eine Antwort auf diese Frage geben Bart Jacobs und das Ensemble Les Muffatti auf der vorliegenden CD – und das gar nicht so spekulativ, wie zunächst vermutet.
Zwar sind heute nur noch Bachs Konzerte für Orgel solo bekannt, hauptsächlich nach Werken von Antonio Vivaldi. Bekannt ist zudem, dass er in Leipzig, und zwar mit dem studentischen Collegium musicum, im Zimmermannischen Kaffeehaus diverse Cembalokonzerte aufgeführt hat. In Dresden spielte Bach 1725 auf der neuen Silbermann-Orgel in der Sophienkirche und beeindruckte das Publikum dabei mit „diversen Concerten mit unterlauffender Doucen Instrumental-Music“, so ein zeitgenössischer Zeitungsbericht.
Musikwissenschaftler vermuten, dass er dabei Musik vorgetragen hat, die er dann auch in seinen Kirchenkantaten verwendete. Denn unter den Kantaten aus dem Jahre 1726 finden sich auffällig viele Werke mit obligater Orgel. Es wird angenommen, dass Bach in den Sinfonie Sätze von Instrumentalkonzerten bearbeitet hat aus seiner Weimarer und Köthener Zeit, die nicht überliefert sind; einige davon verwendete er später erneut für seine Cembalokonzerte.
Bart Jacobs hat nun dieses Material genutzt, um dreisätzige Konzerte für Orgel und Streicher hypothetisch zu rekonstruieren. Er zeigt außerdem anhand von drei Sinfonie, wie gut sie sich mit Orgel und Orchester aufführen lassen. Dazu hat er Bachs Arrangements mit großer Sorgfalt studiert, und seiner eigenen Arbeit zugrunde gelegt.
Das Ergebnis ist rundum überzeugend. Wenn man nicht wüsste, dass es sich um eine Rekonstruktion handelt, würde man die Werke ohne weiteres Bach zuschreiben. Musiziert wird ebenfalls sehr schön. Die Thomas-Orgel in der Liebfrauen- und Sankt-Leodegar-Kirche zu Bornem in Belgien – ein modernes Instrument, nachempfunden der Silbermann-Orgel im sächsischen Rötha – bietet dem Organisten ausreichend Klangvarianten zum Konzertieren. Und Les Muffatti sind Bart Jacobs ein exzellenter Partner. Aufnahme und Beiheft sind, wie stets bei Ramée, ebenfalls vorbildlich. Wer Bachs Musik schätzt, der sollte diese CD unbedingt anhören, es lohnt sich!
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