Kann man eine Oper auch in deutscher Sprache schreiben? Um eine Antwort auf diese Frage zu erhalten, veranstaltete Kaiser Joseph II. einst einen musikalischen Wettbewerb: Er ließ zwei der berühmtesten Komponisten seiner Zeit kommen, und beauftragte sie, ein entsprechendes Werk zu schaffen und bei Hofe aufzuführen.
Diese Wettbewerbssituation hat Nikolaus Harnoncourt im Jahr 2002 für die Salzburger Mozartwochen nachvollzogen. Mit seinem Concentus Musicus Wien sowie den Solisten Eva Mei, Patricia Petibon, Melba Ramos, Manfred Hemm, Oliver Widmer, Markus Schäfer und Werner Schneyder führte er die beiden Stücke nacheinander an einem Abend auf, so wie es auch 1786 im Rahmen eines prächtigen Festes in Schönbrunn geschehen ist.
Damals beauftragte der Kaiser Antonio Salieri, Musikdirektor der Hofoper, damit, die Partei der italienischen Oper zu vertreten – und Wolfgang Amadeus Mozart unterbrach seine Arbeit an der Oper Le nozze di Figaro, um für diesen Anlass ein deutsches Singspiel zu Papier zu bringen.
Die beiden befreundeten Komponisten unterhielten die Gäste aufs allerbeste. Dabei sparten sie auch nicht an Spott für die Theaterpraxis der damaligen Zeit. In Prima la musica e poi le parole machte sich Salieri gemeinsam mit seinem Textdichter Giambattista Casti darüber lustig, wie schnell künstlerische Ansprüche dahinschwinden, wenn der Fürst darauf besteht, dass die neue Oper in vier Tagen fertig zu sein hat – und wenn obendrein hundert Zechinen als Belohnung dafür locken, dass eine bestimmte Sängerin Gelegenheit erhält, sich dem durchlauchtigen Publikum zu präsentieren.
Salieris „Divertimento teatrale“ in der Art der italienischen Oper parodierte obendrein eine hochdramatische Opera seria, die in Wien in der Saison zuvor sehr erfolgreich gewesen war, und an deren Melodien sowie an die Art und Weise, in der der Starkastrat Luigi Lodovico Marchesi die Titelrolle gesungen hat, sich ganz sicher jedermann noch gut erinnern konnte.
Etwas weniger subtil ist Mozarts Mini-Singspiel Der Schauspieldirektor. Und weil die Komödie mit Musik in einem Aufzug ohnehin wenig Musik, aber so manchen Scherz bietet, hat Werner Schneyder den Text von Johann Gottlieb Stephanie dem Jüngeren ein wenig modernisiert und darin so manche Anspielung auf das moderne Theaterleben untergebracht.
Launig startet auch das Doppelalbum – der Maestro lässt es sich nämlich nicht nehmen, eine Einführung zu geben, die er ebenso kenntnisreich wie pointiert gestaltet. Sie ist ebenfalls Bestandteil des vorliegenden Live-Mitschnitts. So dürfte auch das moderne Publikum viel Vergnügen an diesem musikalischen Wettkampf gehabt haben. Die musikalische Qualität des Revivals jedenfalls war exzellent.
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