Montag, 10. Januar 2022

Schubert: Die schöne Müllerin (Deutsche Grammophon)


 Eine berührende Einspielung von Franz Schuberts Die schöne Müllerin haben Andrè Schuen und Daniel Heide im vergangenen Jahr als Debütalbum bei dem Label Deutsche Grammophon veröffentlicht – und damit ist ihnen ein großer Wurf gelungen. Selten ist Schuberts Liederzyklus in einer derartigen Qualität zu hören. 

Der Südtiroler Bariton erweist sich einmal mehr als ein exzellenter Liedersänger. Er vermag all die widerstreitenden Emotionen des wandernden Müllerburschen im Gesang darzustellen: Lebensfreude und jugendlicher Überschwang, Verliebtheit, Sehnsucht und Hoffnung, Enttäuschung, dann nagende Eifersucht, Gram und Selbstmitleid, und schließlich der Ausweg, die Flucht in den Bach – das ist ziemlich viel Gefühl auf so knappem Raum, oftmals rapide wechselnd, innerhalb weniger Takte, und es ist eine Herausforderung, all diese Umschwünge musikalisch mit Präzision nachvollziehbar zu gestalten. 

Schuen gelingt dies stets überzeugend. Gemeinsam mit Heide findet er immer wieder den passenden Ausdruck. Jedes dieser berühmten Lieder wirkt bei dieser Einspielung stimmig und ganz natürlich. 

Das ist große Kunst, zumal neben Text und Melodie in Schuberts Liedern immer auch der Klavierpart eine wichtige Rolle spielt. Wohl dem Sänger, der ein solches Tastenwunder an seiner Seite hat wie Daniel Heide. Sein Klavierspiel setzt Akzente, spitzt dramatisch zu, kommentiert und trägt den Part des Sängers. Es ist deutlich zu spüren, dass der Bariton und der Pianist seit vielen Jahren eng zusammenarbeiten: „Allein wenn André Luft holt, weiß ich schon, wann der nächste Ton kommen und wie er klingen wird“, sagt Daniel Heide. Diese Vertrautheit ist es, die einen derart fein austarierten Dialog zwischen Gesang und Klavier erst ermöglicht. Das macht auch dieses Album zum Ereignis. Bravi! 


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