Mittwoch, 21. April 2010

Willaert: Musica Nova - The Petrarca Madrigals (Oehms Classics)

Eine Dame und fünf Herren - diese Besetzung avancierte mittlerweile zum Markenzeichen der Singer Pur. Das Vokalensemble wurde 1991 von fünf ehemaligen Regens- burger Domspatzen gegründet, die sich anfangs redlich bemühten, sich mit Jazz über Wasser zu halten. Solche Startschwierigkeiten führten zu einigen Wechseln, sowohl personell als auch im Repertoire.
Heute gehören zu Singer Pur Claudia Reinhard (Sopran), Klaus Wenk, Markus Zapp und Manuel Warwitz (Tenor) sowie Reiner Schneider-Waterberg (Countertenor/Bariton) und Markus Schmidl (Bassbariton). Für die Einspielung der teilweise siebenstimmigen Werke Willaerts haben sie sich der Unterstützung eines weiteren früheren Domspatzen versichert: Der Countertenor Robert Vitzthum ergänzt das Sextett ausgesprochen harmonisch.
Ein dickes Beiheft, das mit großer Sorgfalt zusammengestellt wurde, gibt ausführlich Auskunft über die Geschichte des Werkzyklus, dem diese Doppel-CD gewidmet ist: Adriaen Willaert, geboren um 1490 in Brügge oder Roeselare, stand nach seinem Studium in Paris bei Josquin Desprez und Jean Mouton von 1515 bis 1527 in Rom und Ferrara in Diensten der Familie d'Este. Ab 1527 bis zu seinem Tode 1562 war er Kapellmeister an San Marco in Venedig. Er gehört zu den "Vätern" des Madrigals, komponierte aber auch Messen, Psalmen, Instrumentalwerke und mehr als 150 Motetten. Zu seinen Schülern gehörten Cypriano de Rore und Andrea Gabrieli.
Willaerts 1559 gedruckte Musica Nova enthält 27 Motetten und
25 Madrigale für vier bis sieben Stimmen, überwiegend nach Texten Petrarcas. Die Stücke sind schön, und so werden sie auch vorgetra- gen. Die Singer Pur musizieren in geradezu instrumentaler Art und Weise; sie erinnern darin ein bisschen an das legendäre Hilliard Ensemble, das allerdings noch homogener klingt. Man wünscht den jungen Sängern etwas mehr Mut zu dynamisch abwechslungsreicher Gestaltung - das würde mehr Farbe in ihre Interpretationen bringen. Sangliche Perfektion ist Voraussetzung, aber nicht Endzweck anspruchsvoller Musik.

Keine Kommentare: