Dienstag, 14. Dezember 2010

Bach: Weihnachtsoratorium; Max (cpo)

Viel und vieles wurde geschrieben über das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach. Darauf verweist auch Hermann Max im Beiheft zu der vorliegenden Super Audio-Doppel-CD. Leider begibt er sich in seinem Text ziemlich rasch ins Reich der Spekulation - dabei bietet Bachs Notentext doch so viel interessantes; ob Bach "modern" komponieren wollte, erscheint mir angesichts dieses gewaltigen Werkes hingegen eher eine von jenen Fragen, wie sie heute vorzugsweise die Kollegen vom Boulevard stellen.
Warum also noch eine weitere Einspielung des Weihnachtsorato- riums, das im CD-Regal schon in etlichen Aufnahmen zu finden ist - und einige davon sind ja gar nicht schlecht. Das innovative Aufzeich- nungsverfahren mag sicher für einige Technikfreaks ein Kaufargu- ment sein. Doch ist die neue Aufnahme besser als ihre Vorgänger? Bringt sie neue Ideen, zeigt sie Strukturen auf, ist sie von besonderer musikalischer Qualität? 
Neugierig startet man den Player - und erschrickt sofort über die Dominanz und den ungewohnt flachen Klang der Pauken. Willkommen im Reich der historical correctness. Nun ja - die Rheinische Kantorei ist bei dieser Interpretation gerade einmal mit 16 Sängerinnen und Sängern besetzt. Und das Barockorchester Das Kleine Konzert spielt ebenfalls mit schlanker Besetzung, wobei aber das Continuo jeweils mit Violoncello, Violone, Fagott, Orgel und Cembalo vergleichsweise üppig ausgestattet ist. 
Die Chöre nimmt Max zügig, aber nicht flüchtig. Der Chor singt ge- schmeidig, und hat keine Mühe, diesen Tempi zu folgen. Veronika Winter, Sopran, Wiebke Lehmkuhl, Alt, Jan Kobow, Tenor und Markus Flaig, Bass, singen klangschön und solide, aber nicht umwer- fend. Am meisten beeindruckt mich Jan Kobow dort, wo er die Partie des Evangelisten singt. Die Arien sind ansonsten durchweg sehr konventionell gestaltet; insbesondere bei der Wahl der Tempi ist Max von beeindruckender Inkonsequenz (Beispiel: Frohe Hirten - die Aufforderung, zu eilen, dürfte ganz sicher niemand ernst nehmen, wenn sie so lässig-tänzerisch vorgetragen wird). Vom Orchester sind leider nicht nur schöne Töne zu hören - Originalklang hin, Barock- musik her, das ist keine Entschuldigung, Profis müssen das bringen. Tut mir leid, aber diese Aufnahme kann ich nicht empfehlen.

2 Kommentare:

KLASSIKer hat gesagt…

Was mich bei mir bislang unbekannten Aufnahmen immer sehr interessiert: Werden die Rezitative des Evangelisten in dieser Aufnahme vom Cembalo oder vom Orgelpositiv begleitet? Das ist ja auch mmer so eine "Glaubensfrage"...

reagenz hat gesagt…

Es erklingen Orgel und Cembalo zugleich - was mir aber hier gut gefällt, weil diese Kombination die Klangrede unterstreicht und belebt.