Eine gewaltige Portion frischen Wind bringen die Musiker von Café Zimmermann in die Bach-Inter- pretation. Der Name des franzö- sischen Ensembles, das sich 1998 um den Geiger Pablo Valetti und die Cembalistin Céline Frisch zu- sammenfand, ist durchaus Pro- gramm: Im "Zimmermannischen Caffee-Hauß" zu Leipzig, bei gutem Wetter auch im Kaffeeehausgarten, traf sich zu Bachs Zeiten das Collegium musicum.
Dieser studentische Musizierverein, 1702 von dem Jurastudenten Georg Philipp Telemann gegründet, gehörte bald zu den Attraktionen Leipzigs. Viele herausragende Sänger und Instrumentalisten wirkten während ihres Studiums in dem Ensemble mit. Die Anforderungen und das Vergnügen waren dementsprechend: Musiziert wurde einmal wöchentlich, während der Messe auch zweimal, "in lockerer Abfolge", so wird von Zeitgenossen berichtet, "und in der Regel ohne vorherige Proben prima vista."
Johann Sebastian Bach übernahm 1729 zusätzlich seinem Amt als Thomaskantor die Leitung des Collegiums, mit dem er auch zuvor offenbar schon gemeinsam musiziert hatte. Musikwissenschaftler haben herausgefunden, dass Bach mit dem Collegium musicum etwa 600 Konzerte gegeben haben muss. Die Musiker des Ensembles Café Zimmermann haben für ihre Aufnahmen Musik ausgewählt, wie sie Bach mit den Studenten aufgeführt haben könnte.
Nach zweijähriger Pause erschien nun bei Alpha CD Nummer fünf. Sie beginnt mit der Orchestersuite Nr. 3 in D-Dur BWV 1068 - sehr französisch, elegant, aber für meinen Geschmack ein bisschen zu stürmisch. Es folgt das Konzert für Cembalo und Orchester in f-Moll BWV 1056, ursprünglich wohl im ersten und dritten Satz ein Violin- konzert, das aber verloren ist, mit einem Mittelsatz, den Experten der Oboe zuweisen. Anschließend erklingt das Brandenburgische Konzert Nr. 6 in B-Dur BWV 1051, eines der ersten Werke überhaupt, in dem zwei Violen die Hauptrolle übernehmen. Es wird von Café Zimmer- mann erneut in den beiden Rahmensätzen tänzerisch beschwingt gespielt, aber dennoch wirkt das Tempo keineswegs eilig und die Interpretation niemals flüchtig, oberflächlich. Das Konzert für drei Cembali und Streicher in d-Moll BWV 1063 ist ohne Zweifel der Höhepunkt dieser CD. Céline Frisch, Dirk Boerner und Anna Fontana brennen hier um die Wette ein wahres Feuerwerk an Esprit und Musizierlust ab. Mein persönlicher Favorit, unangefochten.
Wer "seinen" Bach munter und musikantisch mag, der wird diese CD lieben. Auch wenn es dem deutschen Hörer möglicherweise nicht behagt, nicht sämtliche Ouvertüren oder Brandenburgischen Kon- zerte ordentlich hintereinander aufgereiht zu finden. Aber selbst die Mischung erscheint wohlüberlegt, und macht durchaus Vergnügen.
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