Sinfonien von Mozart-Zeitgenos- sen fasst diese Box auf fünf CD zusammen. Sie ist schön gestaltet, und wird durch ein sehr informati- ves Beiheft ergänzt - allerdings durchweg in englischer Sprache. Das wird nicht jeden Musikfreund erfreuen, doch das Label Chandos stammt nun einmal aus Groß- britannien.
Die London Mozart Players, eines der führenden Kammerorchester des Landes, musizieren unter Matthias Bamert. Der Dirigent, der aus der Schweiz stammt, ist ein ausgewiesener Experte, wenn es um die Musik des 18. Jahrhunderts geht. Er hat viele vergessene Werke wieder erschlossen. Bamert engagiert sich aber auch stark für die sogenannte Neue Musik, er hat viele Uraufführungen dirigiert. Die London Mozart Players hat er von 1993 bis 2000 geleitet - was diesen Aufnahmen ganz klar seine Handschrift gibt.
Die fünf CD ermöglichen eine ganze Reihe Entdeckungen. Da wären beispielsweise zwei Sinfonien von Franz Krommer, geboren 1759 in Südmähren als František Vincenc Kramář. Er lebte viele Jahre in Wien, und wurde 1818 zum Hofkomponisten und Hofkapellmeister des Kaisers Franz I. berufen. Mehr als 300 Werke des tschechischen Komponisten sind überliefert, darunter zahlreiche Streichquartette, Konzerte für verschiedene Instrumente, und sieben Sinfonien.
Carl Philipp Stamitz (1745 bis 1801) wuchs in Mannheim auf, und spielte dort zunächst 2. Violine in der berühmten Mannheimer Hofkapelle. Später ging er nach Paris und Versaille. Doch auch dort hielt es ihn nicht lange; Stamitz reiste durch ganz Europa, bis er schließlich 1794 die Leitung der akademischen Konzerte in Jena übernahm. Als er 1801 kurz nach seiner Frau starb, wurde von seinen Gläubigern fast sein gesamter Besitz versteigert. Leider sind dabei offenbar auch viele seiner Werke verschwunden.
Ignaz Josef Pleyl (1757 bis 1831) finanzierte ein Gönner die Ausbil- dung bei Joseph Haydn. Er lernte auch bei Vanhal und in Italien, bevor er dann nach Frankreich ging, die französische Staatsbürger- schaft annahm und zu Ignace Joseph Pleyel wurde. Berühmt war er vor allem für seine Kammermusik. Mozart lobte Pleyels Streich- quartette 1784 in einem Brief an seinen Vater: "Sie sind sehr gut geschrieben, und sehr angenehm; Sie werden auch gleich seinen Meister herauskennen. Gut - und glücklich für die Musik, wenn Pleyel seiner Zeit im Stande ist, uns Haydn zu replacieren!" Pleyel schrieb aber auch mehr als 40 Sinfonien - drei davon sind auf CD drei zu hören.
Leopold Kozeluch (1747 bis 1818) hätte der Nachfolger Mozarts als Hoforganist in Salzburg werden können. Dieses Amt wurde ihm angeboten, doch der Musiker, der in Wien sehr erfolgreich als Pianist und Musikpädagoge tätig war, lehnte ab. Er zog es vor, weiterhin Erzherzogin Elisabeth von Württemberg und Marie-Louise, die Tochter des Kaisers, zu unterrichten - und wurde 1792 zum Kammer- kapellmeister und Hofkomponisten ernannt. Seine Werke - es sind etwa 400 Kompositionen überliefert, davon wohl um die 30 Sinfonien - wurden zu Lebzeiten des Künstlers ebenso heftig gefeiert wie abge- lehnt. Sie klingen allerdings mitunter schon eher nach Beethoven als nach Haydn.
Pavel Vranitzký (1756 bis 1808) stammt aus einem kleinen mähri- schen Städtchen, und hat eigentlich Theologie studiert. Doch statt in den Dienst der Kirche trat Paul Wranitzky, wie er sich im Zuge seiner Übersiedlung nach Wien nannte, 1784 in die Dienste von Graf Johann Baptist Esterházy, und 1785 wurde er Leiter des neu gegründeten Orchesters der Hofoper am Kärntertortheater in Wien. Er war ein angesehener Dirigent; so leitete Wranitzky auf Wunsch des Musiker- kollegen unter anderem die Uraufführung von Beethovens erster Sinfonie. Doch er komponierte auch selbst. CD fünf enthält zwei seiner mehr als 50 Sinfonien, sowie die Grande sinfonie caractéristique pour la paix avec la République française op. 31 - eigentlich ein Werk für "großes" Orchester, das die Ereignisse der Französischen Revolu- tion schildert. Ihre Uraufführung 1797 in Wien wurde übrigens vom Kaiser untersagt; nicht nur der Titel erschien dem Hof gefährlich.
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