„Neuentdeckte Geistliche Arien“, steht als Untertitel wie ein Motto über dieser CD. Sie befinden sich in dem Manuskript Etliche Geistliche Arien, TWV 10:13 bis 10:20, aus der Staatsbibliothek Hamburg – acht Stück sind es also, und sie sind sämtlich auf dieser CD zu finden. Die Musiker des Ensembles Schirokko um Rachel Harris haben sie um Telemanns Violinkonzert in a-Moll sowie durch passende Cho- ralstrophen ergänzt, die instru- mentaliter vorgetragen werden. An einer Stelle grüßt mit der großartigen Arp-Schnitger-Orgel, gespielt durch Martin Böcker, sogar der Ort, an dem diese Aufnahme aufge- zeichnet wurde – die Kirche Ss. Cosmae et Damiani Stade. Diese Werke Telemanns waren lang verschollen; sie lagen als "Beute- kunst" in St. Petersburg, und wurden erst 1992 in die Bestände der Staatsbibliothek Hamburg zurückgeführt. Die Texte der Arien sind im Beiheft – anders als auf der CD, die einer musikalischen Logik folgt – in ihrer korrekten Reihenfolge abgedruckt. Sie mahnen, ganz im Stile der Zeit ihrer Entstehung, zu einem Gott gefälligen Leben und drohen Sündern die entsprechenden Strafen an.
Das liest sich heute gewöhnungsbedürftig; und so fühlte sich Rachel Harris, die Gründerin und Leiterin des Ensembles Schirokko Hamburg, dazu herausgefordert, sie im Beiheft durch einen Essay über das Glück und den Müßiggang zu begleiten. Ob dieser Aufsatz tiefer geht als Telemanns Texte, das freilich mag jeder selbst ent- scheiden.
Die Arien jedenfalls sind hörenswert, und Sopranistin Tanya Aspelmeier singt mit geschmeidiger, fokussierter, schlanker Stimme, was man ebenfalls mit Vergnügen anhört. Ihre Textverständlichkeit freilich könnte besser sein, was jedoch bei diesen Stücken wenig ins Gewicht fällt. Die Musiker des Ensembles Schirokko zeigen sich engagiert, und sie überzeugen mit Witz und Spielfreude. Bravi!
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