August der Starke, sächsischer Kurfürst und König von Polen, hatte ein Faible für Exotik. In Pillnitz ließ er ein Schloss erbauen, das chinesische Formen imitierte. Und Johann Adolf Hasse, den der Herrscher wohl als aufsteigenden Stern am europäischen Opern- himmel sah und entsprechend umwarb, gab seine Antrittsvor- stellung 1731 in Dresden mit einer Geschichte aus Indien.
Seine Oper Cleofide erzählt vom Kriegszug Alexanders des Großen gegen den indischen König Poros. Dessen Geliebte Cleofide, die Königin eines anderen Teils von Indien, schmeichelt dem Feind, um ihn vom Angriff abzubringen. Das wiederum macht Poros eifersüch- tig, und gibt Anlass für zahlreiche Intrigen und Verwicklungen - bis schließlich, auch das ist Opera seria, Alexander Cleofide und Poros die Freiheit und ihr Reich zurückgibt.
Die Titelrolle sang Faustina Bordoni; die Sopranistin war bereits eine Berühmtheit, als von Hasse noch niemand sprach. 1730 wurde sie die Frau des Komponisten, der in Italien aufgrund seiner erfolgreichen Opern bald als il divino Sassone gefeiert wurde. Ab 1733 wirkte Hasse in Dresden als Hofkapellmeister; auch wenn er immer wieder längere Reisen unternahm, so formte er doch im Verlaufe von 30 Jahren in Dresden ein Opernensemble, das zu den besten Europas gehörte.
Das Label Capriccio legt nun die Weltersteinspielung der Oper Cleo- fide in der Fassung vor, die zu ihrer Dresdner Premiere erklungen ist. Die Liste der Mitwirkenden ist beeindruckend. Als Cleofide ist Emma Kirkby zu hören, als Erissena Agnès Mellon, den Poros singt Derek Lee Ragin, die Partie des Alessandro ist mit Dominique Visse besetzt, Gandarte mit Randall K. Wong und Timagene mit David Cordier. Es musiziert die Cappella Coloniensis, und das Ensemble leitet William Christie.
Für den heutigen Hörer ist es sicherlich ungewohnt, ein Opern- ensemble zu erleben, in dem die tiefste Partie ein Altus ist. Wer jedoch Barockmusik gern originalgetreu hört, der darf sich auf ein Fest schöner Stimmen freuen, das obendrein einige Zeit anhält; Hasses Oper nach einem Libretto seines Freundes Pietro Metastasio umfasst immerhin vier (!) CD. Die Musik ist phantastisch, und die Sänger sind exzellent, deshalb wird garantiert keine Langeweile aufkommen. Meine Empfehlung!
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1 Kommentar:
Meine absolute Lieblingseinspielung einer Barockoper! Die Aufnahme selber stammt aus dem Jahr 1986 - es handelt sich also hier um eine Neuauflage, aber das tut dem Ganzen absolut keinen Abbruch - ich kann diese Aufnahme zu 100 % empfehlen!
http://klassik-musica-classica.blogspot.com/2010/08/klassikers-lieblingsopern-cleofide.html
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