Eine "Rührung des Gemütes" zu erzielen, das war im 18. Jahr- hundert das Ziel des Oratoriums. Waren Musiker und Textdichter in früheren Jahren bestrebt, mög- lichst nah am biblischen Text ein Geschehen zu vermitteln, so erhielt die Reflexion zunehmend mehr Gewicht - bis sie schließlich übermächtig wurde. Der Evangelist verschwand, die Empfindung rückte in den Mittelpunkt.
Diese Entwicklung zeigt sich auch an den drei großen Oratorien Carl Philipp Emanuel Bachs; Die Auferstehung und Himmelfahrt Jesu aus den Jahren 1777/78 ist das letzte davon. Den Textdichter dieses Oratoriums lernte Carl Philipp Emanuel Bach in Berlin kennen: Karl Wilhelm Ramler (1725 bis 1798), gepriesen als der "deutsche Horaz", war Lehrer am Kadettenkorps Friedrichs II. Er schuf noch einen weiteren Oratorientext, der insbesondere in der Vertonung durch Carl Heinrich Graun berühmt wurde - Der Tod Jesu.
Mit Carl Philipp Emanuel Bach war Ramler befreundet, und auch nach Bachs Berufung nach Hamburg 1768 blieben die beiden im engen Kontakt. In der Hansestadt, wo er der Nachfolger seines verstorbenen Paten Georg Philipp Telemann im Amte des städtischen Musikdirek- tors und Cantor Johannei wurde, widmete sich Bach pflichtgemäß der Kirchenmusik. Nebenher aber veranstaltete er eine große Zahl an Konzerten, in denen er als Cembalovirtuose glänzte, und eigene Wer- ke vorstellte. Für diese öffentlichen Konzerte stand ihm zudem, anders als in der Kirche, ein exzellentes Orchester und eine versierte Sängerschar zur Verfügung.
Das galt auch für Die Auferstehung und Himmelfahrt Jesu, das 1778 uraufgeführt wurde. Das Werk fand großen Beifall, und erklang bald auch andernorts. So dirigierte Mozart 1788 drei Aufführungen in Wien. Hermann Max, der das Werk mit seiner Rheinischen Kantorei und dem Ensemble Das Kleine Konzert 1986 eingespielt hat, kombi- niert es mit der Osterkantate Gott hat den Herrn auferwecket aus dem Jahre 1756. Es wird vermutet, dass sich Friedrichs Konzert- cembalist damit auswärts präsentiert hat - so ist bekannt, das er 1755 eine Bewerbung nach Leipzig geschickt hat; Thomaskantor wurde aber Johann Friedrich Doles.
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