Anthony Bailes gehört zu den Alt- meistern des Lautenspiels. Auf dieser CD spürt er der Lautenmusik aus den Niederlanden nach. Da gibt es in der Tat einiges zu entdecken, denn das Instrument war dort sehr beliebt, und erfreute sich einer lang anhaltenden Blütezeit.
Dennoch ist von den Musikern, die im 16. Jahrhundert für die Laute komponierten, oftmals nicht einmal der Name bekannt. Und die Werke sind häufig eher zufällig überliefert. So hat der Theologe Adriaan Joriszoon Smout schon als Student begonnen, Lautenmusik zusammenzutragen. Das Ergebnis dieser Sammelleidenschaft, Thysius Lautenbuch, benannt nach sei- nem späteren Besitzer Joan Thijs, enthält auf 521 Seiten 907 Lauten- stücke, die meisten davon anonym. Bailes hat sechs davon für diese CD ausgewählt.
In Antwerpen scheint es besonders viele gute Lautenisten gegeben zu haben. So gab Emanuel Adriaenssen (um 1554 bis 1604) drei wichtige Lautenbücher heraus. Aus dem ersten, Pratum Musicum, stellt Bailes drei Werke vor. Allerdings gingen nach der Eroberung der Stadt durch die Spanier 1585 auch viele Musiker ins Exil. So musizierte Gregorio Huwet (vor 1550 bis um 1610) unter anderem an den Höfen in Wolfenbüttel und in Kassel. Dort wirkte zur gleichen Zeit auch John Dowland, was den Niederländer offenbar inspiriert hat, wie seine beiden Fantasien belegen, die auf dieser CD zu hören sind.
Auch Joachim van den Hove (1567 bis 1620) wanderte aus Antwer- pen aus, er ging nach Leiden, und veröffentlichte dort drei umfang- reiche Sammlungen mit Lautenmusik. Bailes hat daraus einige Werke zusammengestellt, und darüber hinaus noch etliche Raritäten er- gänzt, die als Manuskripte in Hamburg und Berlin überliefert sind. Besonders beeindruckend ist van den Hoves reich verzierte Version der berühmten Lachrimae Pavane von John Dowland. Das ist zugleich ein herausragendes Beispiel dafür, wie gut schon damals die Virtuosen über das Schaffen ihrer Kollegen informiert waren.
Auch attraktive Märkte sprachen sich offenbar herum. Der Franzose Nicolas Vallet (um 1583 bis nach 1644) beispielweise ließ sich um 1610 in Amsterdam nieder, und wirkte dort erfolgreich als Musiker und Musikpädagoge. Er gab nicht nur Lauten- sondern auch Tanz- unterricht, und veröffentlichte sechs Sammlungen mit Lautenmusik. Auch aus seinem Werk wählte Bailes vier Stücke für diese CD aus.
Der Lautenist beherrscht sein Instrument virtuos. Er gestaltet sehr schön, durchdacht und strukturiert. Es ist eine Freude, Bailes' Spiel anzuhören - diese CD gehört zu den besten Einspielungen von Lautenmusik, die mir jemals in den Player gekommen sind. Meine Empfehlung!
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