1669 brachte Soliman Aga, der Gesandte von Sultan Mohammed IV., den Kaffee nach Paris. Adel und Großbürgertum waren faszi- niert, und schon bald begeisterten sie sich nicht nur für den "Türken- trank", sondern auch für das Inte- rieur seines Stadthauses. Madame de Pompadour ließ sich in den Klei- dern einer Haremsdame malen. Europas Eliten feierten Kostüm- feste im türkischen Stil.
Einzig die Österreicher waren von der Türkenmode nicht hingerissen. Die Erinnerung an die Feldzüge der Türken, die 1529 zum ersten Male Wien belagert hatten, war noch präsent. Und 1683 standen die Truppen des Osmanischen Reiches schon wieder vor den Toren der Stadt.
Als sie nach der zweiten Belagerung Wiens abzogen, blieben unter an- derem Säcke mit Kaffee zurück. Die Bürger hielten den Inhalt zu- nächst, so wird berichtet, für Kamelfutter. Ein Kundschafter freilich konnte bald das Rätsel lüften - und sicherte sich das Privileg, "solches orientalisches Getränck auf 20 Jahr allein zu verkauffen".
Beeindruckt zeigten sich die Wiener aber von der türkischen Heeres- musik. Johann Joseph Fux imitierte sie in seiner Suite Turcaria - eine musikalische Beschreibung der Belagerung Wiens durch die Türken anno 1683. Und viele andere Komponisten waren davon ebenfalls sehr angetan.
Wie die fremdartigen Klänge in die europäische Musik integriert wur- den, das demonstriert das Pera Ensemble auf dieser CD - und macht sich einen Spaß daraus, die Musiktraditionen des Morgen- und des Abendlandes zu vermischen. So mogeln die Musiker in die Schau- spielmusik, die Jean-Baptiste Lully für Molières Komödie Le bourgeois gentilhomme komponiert hat, ein Stück von Ali Ufki (1610 bis 1675). Der Organist, der ursprünglich Wojciech Bobowsky hieß, stammte aus einer Breslauer Hugenottenfamilie und wurde von den Tataren nach Istanbul verschleppt. Er konvertierte zum Islam, und wirkte am Hofe des Sultans als Dolmetscher und Musiker. Zu hören sind auf dieser CD sowohl europäische Werke, teilweise gespielt auf orientalischen Instrumenten, als auch "original" türkische Musik. Es singen Yaprak Sayar, Sopran, und Countertenor Valer Barna-Saba- dus.
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