Vor zehn Jahren stellte sich her- aus, dass eine Orgel, die in den 60er Jahren in Pruszyn bei Siedlce eingelagert worden war, ein Werk von Joachim Wagner (1690 bis 1749) ist. Bislang war angenom- men worden, dass keine der Transmissionsorgeln des berühm- ten Orgelbauers den Zweiten Welt- krieg überstanden hat.
Dabei handelt es sich um Instru- mente, die Wagner mit einer Innovation ausgestattet hatte: Sie verfügten über eine sogenannte Doppeltransmissionswindlade, die es ermöglichte, den Registerbe- stand eines Manuals zumindest teilweise auch von einem anderen aus zu nutzen. Wagner hatte diese spezielle Form der Transmissionslade selbst entwickelt. Orgel-Experten gehen davon aus, dass er sie bei mindestens zehn der mehr als 50 Instrumente einsetzte, die er im Laufe seines Lebens erbaut hat.
Doch keine einzige dieser Windladen blieb erhalten. Um so größer war nun die Freude über den unverhofften Fund. Die kleine Orgel wurde 1744/45 von Joachim Wagner gebaut, so verrät eine Inschrift auf dem Wellenbrett des zweiten Manuals, direkt hinter dem Notenpult. Ab 1791 befand sich die Orgel in einer Warschauer Kirche; 1808 wurde sie für die Kirche in Pruszyn erworben. Dort erklang das Instrument von 1824 bis 1968. In diesem Jahr wurde die Orgel demontiert und Teile davon auf dem Dachboden eingelagert - bis sie die polnischen Orgel-Fachkundigen dort aufspürten.
Das Instrument ist heute Eigentum der Diözese Siedlce, die es auf- wendig restaurieren ließ. Im Anschluss daran wurde die kleine Wagner-Orgel in einem Saal der Bischofsresidenz aufgestellt, wo sie seit 2010 auch in Konzerten gespielt wird. Organist Wolfgang Zerer präsentiert das kostbare Instrument nun erstmals auf CD. In einem sorgsam zusammengestellten Programm demonstriert er die Klangmöglichkeiten der Orgel, und zeigt auf, dass diesem kleinen Instrument ein durchaus würdiger Platz in der Reihe der Werke des großen Orgelbauers gebührt. Was für eine erfreuliche Premiere!
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