Als der Geiger Johann Georg Pisendel (1687 bis 1755) von seinem Venedig-Aufenthalt nach Dresden zurückkehrte, hatte er auch zahlreiche Noten in seinem Gepäck. Darunter befanden sich mehrere Sonaten und Konzerte, die Antonio Vivaldi (1678 bis 1741) eigens für Pisendel kompo- niert hat.
Nach dem Ende der neunmona- tigen „Lehrzeit“, die Pisendel 1716/17 in Venedig absolvierte, blieben die beiden Musiker offenbar freundschaftlich verbunden. Falls Vivaldi den deutschen Geiger tatsächlich unterrichtet hat, dürfte es ohnehin mehr um Finessen des Musizierens im modernen italienischen Stil als um Geigenunterricht im eigentlichen Sinne gegangen sein; Pisendel war bereits ein berühmter Virtuose, als er nach Italien reiste.
Die sogenannten „Pisendel-Sonaten“ tragen diesem Umstand Rech- nung. Sie sind zudem nicht nur „Virtuosenfutter“, sondern auch spannende formale Experimente, in denen sich Vivaldi um die Grenzen zwischen sonata da chiesa und sonata da camera wenig schert. Diese Einspielung durch Baltic Baroque macht deutlich, dass diese Werke noch heute durchaus eine Herausforderung für profes- sionelle Geiger sind. Die vier Geiger des Ensembles haben sich in die fünf Sonaten hinein geteilt – so kommt der Zuhörer obendrein in den Genuss erstaunlich unterschiedlicher Klangfarben, bedingt durch die verschiedenen Instrumente.
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