Er habe „allemal die Kirchen-Mu- sic am meisten werth geschätzet“, schrieb Georg Philipp Telemann (1681 bis 1767) in seiner Auto- biographie 1718, und „am meisten in andern Autoribus ihretwegen geforschet“. Das gilt nicht zuletzt für seine Passionsmusiken. Sie waren von dem Komponisten, der seit 1721 das Amt des Cantor Johannei und Director musices in Hamburg innehatte, alljährlich neu zu schreiben, und erklangen dann reihum in den wichtigsten Kirchen der Hansestadt. Es war zudem üblich, dass dafür im Wechsel die Evangelien nach Matthäus, Markus, Lukas und Johannes als Text- grundlage genutzt wurden.
46 oratorische Passionen hat Telemann in seinen Hamburger Jahren komponiert; davon sind 22 überliefert. Der Kammerchor der Biede- ritzer Kantorei eröffnet den Biederitzer Musiksommer traditionell mit einem dieser Werke. Was lag also näher, als diesen Klangkörper, der im Jerichower Land vor den Toren Magdeburgs 1989 von Kantor Michael Scholl gegründet wurde, einzuladen, auch zu den Telemann-Festtagen zu singen.
In einem Konzert 2010 im Kloster Unser Lieben Frauen zu Magde- burg hat das Ensemble Telemanns Johannes-Passion aus dem Jahre 1733 vorgestellt. Sie zeugt vom Einfallsreichtum des Komponisten, der in die Passionserzählung in diesem Falle auch Texte aus dem Alten Testament eingebunden hat.
Der Kammerchor der Biederitzer Kantorei musizierte unter Leitung von Michael Scholl gemeinsam mit der Cammermusik Potsdam sowie Grit Wagner, Cornelia Diebschlag, Ulrike Mayer, Michael Zabanoff, Matthias Vieweg, Thomas Fröb und Florian Götz. Der sehr hörens- werte Mitschnitt dieses Konzertes ist nun bei dem Label Amati erschienen. Man kann es kaum glauben, aber dies ist erneut eine Ersteinspielung – und das Werk Telemanns verheißt, nicht zuletzt aufgrund seines puren Umfangs, sicher auch für die Zukunft so manche Entdeckung.
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