Jean Gilles (1668 bis 1705) begann seine Ausbildung im Chor von Sainte-Marthe in seiner Heimat- stadt. Dort lernte er aber nicht lange, denn schon 1678 sang er im Chor der Kathedrale Saint-Sauveur in Aix-en-Provence, wie folgende Notiz belegt: „il a été aussi proposé par led. Sr. Administrateur que Jean Gilles de la ville de Tarsacon, porte la robe rouge depuis plus d'un année estant instruit de la musique pour chanter so partie assurée (..)“. In Aix-en-Provence war Gilles Schüler von Guillaume Poitevin. Er wurde schließlich sein Nachfolger als Leiter der Chor- schule, aber er hatte dieses Amt nicht lange inne. Auch seine nächste Anstellung in Agde behielt er nur kurze Zeit, denn 1698 wurde er zum Kapellmeister der Kathedrale Saint-Etienne in Toulouse ernannt. Der Chor dort war der bedeutendste in ganz Südfrankreich, und schon Amtsvorgänger André Campra hatte die Gottesdienstbesucher durch seine üppige Kirchenmusik begeistert. Schon kurz nach seiner An- kunft in Toulouse sollte Gilles zeigen, dass er diese Kunst ebenfalls beherrschte, denn der Frieden von Rijswijk sollte gebührend gefeiert werden – und zwar mit einem prachtvollen Te Deum.
Er schrieb nicht nur zu diesem Anlass grandiose Musik, wie hier zu hören ist. Trotz seines frühen Todes schuf der Kapellmeister mehr als ein Dutzend Grand Motets und einige kleinere Werke. Bekannt wurde Gilles allerdings in erster Linie durch sein Requiem. Es erklang zu den Beisetzungsfeierlichkeiten berühmter Persönlichkeiten, wie Jean-Philippe Rameau 1674, Stanislas Leczinski, König von Polen, im Jahre 1766 und Louis XV. im Jahre 1774. Zwischen 1750 und 1770 findet sich das Werk zudem fünfzehnmal auf dem Programm des renommier- ten Pariser Concert Spirituel.
Jean-Marc Andrieu hat in den vergangenen Jahren wichtige Werke von Jean Gilles mit dem Orchestre Baroque de Montauban Les Passions sowie dem Choeur de chambre les éléments bei Ligia Digital eingespielt. Die Aufnahmen begeistern durch ihre Eleganz und ihre enorme Klangpracht. In dieser Drei-CD-Box werden sie nun zusam- mengefasst – meine Empfehlung! Denn diese Einspielungen dürften für längere Zeit die Referenz bleiben.
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