Ach, was waren das für Zeiten, als der Zuhörer bei dem Wort „Quar- tett“ noch nicht automatisch an zwei Geigen, eine Bratsche und ein Violoncello dachte. Vor Beethoven waren die Besetzungen wesentlich bunter, und die Komponisten offensichtlich auch experimen- tierfreudiger. Ein gutes Beispiel dafür gibt das Label Audite mit den Klarinettenquartetten op. 8 und op. 19 von Carl Stamitz (1745 bis 1801).
Carl Stamitz war ein Sohn von Johann Stamitz, und war somit der Mannheimer Schule quasi von Geburt an verbunden. Ersten Unterricht erhielt er bei seinem Vater; nach dessen Tod 1757 übernahmen Christian Cannabich, Ignaz Holzbauer und Franz Xaver Richter die musikalische Ausbildung des Jungen. Als er 16 Jahre alt war, erhielt er seine erste Anstellung als Violinist in der Mannheimer Hofkapelle. 1770 entschied sich Carl Stamitz für ein Leben als reisender Virtuose und Komponist; so trat er gemeinsam mit seinem Bruder Anton in Paris auf, und ging mehrfach auf Konzertreisen quer durch Europa. Obwohl er sich dabei hohes Ansehen erwarb, gelang es ihm aber nicht mehr, sich durch eine lukrative Anstellung abzusichern. Letzten Endes beschäftigte die Universität Jena Stamitz ab 1795 als akademischen Musiklehrer; in der Saalestadt starb der Virtuose dann auch, hoch verschuldet. Sein Nachlass gilt als verschollen.
Auch wenn Stamitz seinen Ruhm vor allem durch Orchesterwerke erworben hat, zeigen seine Klarinettenquartette doch ebenfalls die hohe Kunstfertigkeit des Komponisten. Sie sind ein wichtiges Zeugnis für die zunehmende Bedeutung der Klarinette in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Denn Stamitz hat für das seinerzeit noch ziem- lich neue, in Spieltechnik wie Klangfarbe offenbar in steter Entwick- lung befindliche Instrument herrliche Partien geschaffen, die dem Solisten einiges abfordern, aber ihm auch wunderbar Gelegenheit bieten, die Klarinette zu präsentieren.
Arthur Campbell hat hörbar Freude an diesen Werken. Mit seinem sanglichen Spiel und seinem schmeichelnden Ton fügt er sich ein zwischen die Streicher Gregory Maytan, Violine, Paul Swantek, Viola und Pablo Mahave-Veglia, Violoncello. Er setzt auch Kontraste und Glanzpunkte, und der Zuhörer freut sich über die Eleganz dieser charmanten Musik. Unbedingt anhören – das ist Kammermusik, die rundum gute Laune bringt, in einer hinreißend gelungenen Einspie- lung.
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