Bis vor kurzem galten die Lieder und Balladen von Carl Loewe (1796 bis 1869) als biedermeierlich-angestaubt. Während Schubert und Schumann als Meister gefeiert wurden, stand Loewe in dem Ruf, eher Unterhaltungsmusik geliefert zu haben, Gefälliges zum Vortrage im Salon. Roman Trekel gehört zu jenen Sängern, die sich nun für eine Wiederentdeckung des Komponisten einsetzen, der 46 Jahre lang als Kantor und Organist an der Stettiner Jakobikirche wirkte.
Gemeinsam mit Daniel Heide hat der Kammersänger bei Avi-Service for music eine CD überwiegend mit Balladen Loewes veröffentlicht. Diese Musik, berichtet der Bariton, begleitet ihn schon sehr lange, weil sie sein Vater einst zu Hause sang. Trekel hat Loewes Werke dennoch mit Sorgfalt studiert: „Die Vortragstraditionen sind oft entsetzlich altbacken“, räumt der Sänger im Beiheft ein. „Und wenn nicht jede Generation lernt, diese alten Bärte abzuschneiden, bleibt es altväterlich. Ich möchte diese Musik davon befreien und die Balladen neu spannend erzählen.“
Das gelingt Trekel hervorragend – einerseits, weil er phantastisch gut singt, andererseits aber, weil er jede einzelne Strophe durchdacht gestaltet. Dabei hat er in dem Pianisten Daniel Heide einen idealen Partner. Heide erschafft am Klavier abwechslungsreiche Klangwelten. Man hört die Nebel aufsteigen, durch die im Erlkönig der Vater mit seinem Kind reitet. Man hört im Zauberlehrling den Besen mit dem Wasser heraneilen. Und in Der Totentanz ist gar zu hören, wie die Knochen eines Gerippes klappern. Jede dieser Balladen ist ein kleines Drama. Trekel und sein Klavierbegleiter Heide zelebrieren diese Kabinettstückchen mit Hingabe. Bravi!
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