„Aus meiner Sicht passt der Tango am allerbesten zu unserem Ensemble“, sagt David Riniker. „Bei dem Genre braucht man einerseits Biss. Andererseits ist da diese Melancholie, der wir Cellisten uns sehr nahe fühlen.“ Und wenn die 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker Tango spielen, dann ist das in der Tat ein Gänsehaut-Erlebnis.
Dennoch benötigte Riniker für dieses Projekt einen langen Atem: 2001 präsentierte der Musiker den Kollegen seine erste Tango-Bearbeitung. Sie wurde prompt abgelehnt – „zu schwer“. Doch Rinikers Enthusiamus und die Klassiker von Astor Piazzolla überzeugten letztendlich. Auf dieser CD erklingen etliche Kompositionen des Schöpfers des Tango nuevo, wie Libertango, Soledad, Tres minutos con la realidad, Caliente oder Buenos Aires hora cero. Dieser Tango gab dem Album auch den Namen.
Ergänzt wird das Programm durch Werke von José Carli (*1931) und Pasquale Stafano (*1972); der Tango alter Schule ist vertreten mit A Don Agustín Bardi von Horacio Salgan (*1916). Die Arrangements stammen zumeist von David Rinicker. „Da ich von der Mehrheit der Stücke keine Noten habe und sie von Aufnahmen durch unzähliges Wiederanhören abgeschrieben habe, dauert es bisweilen Monate, bis eine Bearbeitung fertiggestellt ist“, berichtet der Cellist. „Sie schwirrt in der intensivsten Zeit dann Tag und Nacht durch meinen Kopf. Manchmal träume ich davon. Es ist auch schon vorgekommen, dass ich am Morgen die Lösung einer Stelle ganz klar wusste.“ Nichts ist hier Zufall; jeder Part ist für einen bestimmten Musiker geschrieben. „Wenn ich die Musik dieses Albums durchhöre, erscheint es mir fast wie ein Wunder, dass wir alles ohne Dirigenten aufgenommen haben“, resümiert Riniker, „so komplex und vielfältig ist diese Musik.“ Die 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker spielen Tango mit Leidenschaft, mit Drive und mit Ausdruck – faszinierend, unbedingt anhören!
Donnerstag, 2. Juni 2016
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen