Sigfrid Karg-Elert (1877 bis 1933), eigentlich Siegfried Theodor Karg, verbrachte den größten Teil seines Lebens in Leipzig. Dort sang der Knabe im Chor der Johanniskirche, ging zum Klavierunterricht und komponierte erste Werke. Ein Stipendium ermöglichte es ihm, am Konservatorium zu studieren, wo unter anderem Carl Reinecke und Robert Teichmüller zu seinen Lehrern gehörten.
Ab 1901 wirkte Karg-Elert vor allem als Klavierlehrer; außerdem kompo- nierte er, überwiegend Klavier- und Kammermusik. In späteren Jahre wandte er sich zudem der Orgel zu. 1919 wurde er Dozent für Musiktheorie und Komposition am Leipziger Konser- vatorium, 1932 Professor. Im Dritten Reich allerdings wurde seine Musik überhaupt nicht geschätzt. Auch in der Nachkriegszeit entsprach sie nicht den Idealen, so dass sie jahrzehntelang wenig gespielt wurde. Mittlerweile ändert sich das. Und es lohnt sich, wie diese CD beweist.
Das Kunstharmonium ist ein Exot unter den Tasteninstrumenten. Karg-Elert, im Jahre 1904 durch den Musikverleger und Instrumentenhändler Carl Simon darauf hingewiesen, war begeistert – und spielte das Kunst- harmonium schon bald virtuos. Mit seinem farbenreichen Klang scheint es ein ideales Medium für seine Kompositionen gewesen zu sein. In Gesamt- werk Karg-Elerts hat die Musik für das Harmonium ganz besonderes Gewicht; niemand hat mehr Werke dafür geschaffen.
Auf dieser CD präsentiert Joris Verdin, von Haus aus eigentlich Organist, Karg-Elerts Kompositionen für Kunstharmonium op. 26, die Sonatine in e-Moll op. 14 Nr. 2 und die Intarsien op 76. Dafür hat er zwei Instrumente aus der Werkstatt von Victor Mustel ausgewählt – ein Harmonium aus dem Jahre 1891 sowie ein Orgue-Célesta von 1927. Letzteres kombiniert auf jeweils einem Manual Célesta und Harmonium. Karg-Elerts Musik erscheint weniger „exzentrisch“ als vielmehr geistreich und handwerklich ungemein gut gemacht. Grandios! Eine Einspielung, die rundum beein- druckt.
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