„Diese Werke begleiten mich seit meiner frühesten Jugend – natur- gemäß hat mein ,Verhältnis' zu ihnen einige Wandlungen durchlaufen, wird es in der Zukunft hoffentlich auch weiterhin tun“, schreibt Sheila Arnold im Beiheft zu dieser CD. „Die vorliegende Momentaufnahme spiegelt aber neben den Einflüssen des Lebens, durch menschliche und literarische Begegnungen, insbe- sondere meine Erfahrungen mit historischen Instrumenten wider.“
Die Pianistin hat die Impromptus D 899 und die Sonate für Klavier G-Dur D 894 von Franz Schubert (1797 bis 1828) auf einem Steinway D einge- spielt – dem Standard-Konzertflügel. Sie musiziert aber so farbenreich und so differenziert, dass man mitunter meint, ein Fortepiano zu hören.
„Seien es die hörbaren Registerwechsel, die Klarheit der Bassregion, die bisweilen zu einer unerhört grollenden und präsenten Lesart führen muss, der seelenvolle Klang, die präzise und minutiöse Setzung der Artikulationszeichen, die klaren Bezeichnungen der Dynamik und nicht zuletzt das relativ schnelle Verklingen des einzelnen Tones“, schildert Arnold Details ihres Spiels, die sie aus der Beschäftigung mit dem Hammerflügel herleitet. „Diese Erfahrungen ziehen auch Konsequenzen der Pedalisierung, des Timings oder der Tempowahl nach sich.“
Die Pianistin liest tiefgreifende existenzielle Konflikte aus dem Notentext heraus, die sie im Beiheft sehr gelungen erläutert. „Gerade in der Subjek- tivität liegt das Herz dieser Musik“, betont Sheila Arnold. Die Form ist nur noch Hülle: „Das Assoziative, das Fragmentarische, die innere Zerrissen- heit, die Aufhebung der Grenzen zwischen Realität und Scheinwelt, zwischen Leben und Tod, das Erleben der Natur als Projektion des Innenlebens“, beschreibt die Musikerin, was die Werke Schuberts kenn- zeichnet: „Keine Affektenlehre mehr, sondern Psychogramm.“ Daran orientiert sich auch ihr Klavierspiel. Es singt, und es poltert, es murmelt und grollt, mal überirdisch schwebend, mal irdisch zornig. Sehr hörens- wert!
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