Alessandro Rolla (1757 bis 1841) war ein exzellenter Geiger und einer der besten Bratscher seiner Zeit. Er hat das erste Bratschenkonzert der Musikgeschichte geschrieben und auch selbst gespielt – als 15jähriger, in der Basilika Ambrosiana, noch während seiner Ausbildung in Mai- land. Dort lernte er unter anderem Kontrapunkt bei Giovanni Andrea Fioroni, dem Domorganisten. 1782 wurde er Solobratscher, 1792 Konzertmeister der Hofkapelle in Parma.
Rolla galt zudem als ein hervorra- gender Musikpädagoge. Er sollte wohl auch den jungen Paganini unter- richten. Dieser hat später erzählt, als er zu seinem maestro gekommen sein, habe dieser krank zu Bett gelegen, und er sei in ein Nebenzimmer geführt worden. Dort habe er ein Violinkonzert Rollas vorgefunden – und es spontan vom Blatt gespielt. Rolla habe darüber gestaunt, und er habe gemeint, er könne Paganini nichts mehr beibringen.
Eine hübsche Anekdote, der man aber besser keinen Glauben schenken sollte. Zum einen haben Rolla und Paganini in späteren Jahren gemein- sam Konzerte gegeben. Zum anderen finden sich etliche Bravourstückchen, mit denen Paganini später sein Publikum verzückte, bereits in den Werken Rollas. Dieser erwarb sich übrigens auch als Dirigent einen ausgezeichne- ten Ruf; ab 1802 war er an der Mailänder Scala tätig. Später unterrichtete er zudem Violine und Viola am neu gegründeten Konservatorium.
Neben einer Vielzahl von Musikstücken für den Unterricht komponierte Rolla unter anderem Ballettmusiken, zwölf Sinfonien, diverse Konzerte und sehr viel Kammermusik. Jennifer Stumm, Gewinnerin zahlreicher renommierter Wettbewerbe, hat für ihre CD in der Laureate Serie von Naxos eine Auswahl von Rollas Musik für die Bratsche zusammengestellt. Zu hören sind drei seiner Viola-Sonaten, von der jungen Solistin mit der Pianistin Connie Shih eingespielt. Außerdem erklingen drei Etüden, die Rolla sicherlich für seine Schüler geschrieben hat, sowie das Duetto in A-Dur für Violine und Viola op. 18, Nr. 1, das Jennifer Stumm gemeinsam mit der Geigerin Liza Ferschtman vorstellt.
Dass Rollas Musik heute nahezu vergessen ist, kann man kaum glauben, wenn man diese CD anhört. Denn seine Werke sind keineswegs Virtuosen-Massenware; sie überzeugen durch schöne Melodien, Charme, Witz und Schwung. Jennifer Stumm setzt mit ihrem Engagement für diesen Kompo- nisten ein Zeichen – und man hofft, dass in Zukunft weitere Musikstücke von Alessandro Rolla den Weg zurück auf das Konzertpodium finden. Es lohnt sich.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen