Die Hof-Capelle Carlsruhe hat sich zusammengefunden, um die Musik des dortigen Hofes in verschiedenen Besetzungen und mit historischen Instrumenten wieder zur Aufführung zu bringen. Diese Werke sind oftmals nur als Manuskripte überliefert. Insbesondere in der Badischen Landesbibliothek befinden sich reiche Bestände an Kompositionen, die seit ihrer Entstehungszeit nicht mehr erklungen sind.
Die vorliegende CD bietet Musik aus dem 18. Jahrhundert. Als Hofkapell- meister in Karlsruhe wirkten damals Johann Melchior Molter (1696 bis 1765) und, nach dessen Tod, Giacinto Schiatti († 1777). Er stammte aus Ferrara und war unter Molter zunächst Konzertmeister in Karlsruhe. Nachfolger Schiattis wurde 1778 Joseph Alois Schmittbaur (1718 bis 1809).
Sie alle sind mit Werken vertreten. Ergänzt wird das Programm durch Kompositionen von Sebastian Bodinus (1700 bis 1759) und Friedrich Schwindl (1737 bis 1786), beide ebenfalls Konzertmeister am markgräf- lichen Hof. Stilistisch reicht die Bandbreite von spätbarock-empfindsamen Klängen bis hin zu Schmittbaurs exquisit kraftvoller Symphonia G-Dur für Streicher, die schon sehr nach Klassik klingt. Auch Schwindls Quartett D-Dur für zwei Violinen, Viola und Basso continuo erweist sich als echte Entdeckung. Etliche Werke auf dieser CD sind in Weltersteinspielung zu hören.
Molter weilte zweimal in Italien – was man insbesondere seiner Violinsonate auch deutlich anhört. Er ist auf dieser CD zudem mit drei Cantaten für Sopran und Streicher vertreten, beinahe schon kleine Kammeropern, bestehend aus zwei Arien, die ein Rezitativ einrahmen. Sie werden auf dieser CD gesungen von Julia Mende. Die Texte, in denen es stets um mehr oder minder glückliche Liebe geht, sind durchaus kunstvoll und anspruchsvoll vertont.
Auch wenn die Karlsruher Hofkapelle, so berichtet das Beiheft, einst bis zu 40 Musiker umfasste, wurde die Kammermusik bei Hofe offenbar besonders geschätzt. Teure Stars aus dem Ausland haben die Markgrafen von Baden-Durlach hingegen nur selten engagiert; so haben sie auch auf Kastraten verzichtet. Auch bei dieser Aufnahme ist das Ensemble mit fünf Streichern und Cembalo nicht allzu üppig besetzt. Man staunt, über wieviel Durchsetzungsvermögen diese kleine Besetzung trotzdem verfügt. Und man freut sich über die Sorgfalt, mit der die Hof-Capelle Carlsruhe ein Repertoire präsentiert, dass bislang garantiert nur Insider kannten. Sehr hörenswert!
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen