Was tun, wenn die Weihnachtszeit naht, und der örtliche Chor zwar engagiert, aber nicht brillant singt? Die bekannten Großwerke, wie Bachs Weihnachtsoratorium, sollte man in diesem Falle besser meiden – doch wo finden sich Alternativen, die das Publikum ebenso erfreuen und erbauen?
Einen Mangel an „abendfüllender Weihnachtsmusik, die den ,hohen Stil' meidet und doch künstlerische Haltung hat“, beklagte schon Joseph Haas (1879 bis 1960), Schüler Max Regers und Mitbegründer der Donaueschinger internationalen Kammermusikfeste für Neue Musik. Und so schuf der Münchner Professor, inspiriert durch die Krippensammlung des bayerischen Nationalmuseums sowie durch Krippenlieder aus Oberbayern und dem Tirol, das Weihnachtsliederspiel Christnacht op. 85.
„Das süddeutsche Krippenspiel sollte in meinem Werke triumphieren, nicht mein Kunstverstand“, schrieb der Komponist damals. „Dem gemäß durften die Melodien auch keine Prunkgewänder tragen. Die altbayeri- sche Krippe kennt auch nur geigende, flötende, schalmeienspielende, horntutende und harfenleiernde Englein als Musikanten.“
Das Schalmeienspielen, Horntuten, Geigen und Flöten übernimmt bei dieser Aufnahme die Orgel. Norbert Düchtel hat im Interesse der Aufführbarkeit eine Fassung ohne Orchester erstellt, und spielt den Orgelpart auch selbst. Das ist in diesem Falle eine ebenso farbenreiche wie humorvolle Angelegenheit – man lausche nur der Herbergsuche von Maria und Joseph in Bethlehem. Auch die Debatten der Hirten sind köstlich anzuhören.
Der Chor Cantica Nova Holzkirchen unter Leitung von Katrin Wende-Ehmer gestaltet die vielen kleinen Details und Facetten dieses Weih- nachtsliederspieles mit Sorgfalt und sehr viel Liebe. Haas' Komposition erweist sich als ein ausdrucksstarkes und sehr charmantes Werk, das die poetische Kraft der derben, kantigen Texte wunderbar zur Geltung bringt. Was für ein Hörvergnügen!
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