Sonntag, 5. April 2020

The Paris Album (Audax)

Ebenso spannend ist auch das Paris Album, mit dem sich die Musiker der Triosonate in Frankreich vor 1700 zuwenden. Johannes Pramsoler und das Ensemble Diderot haben dafür Kompositionen ausgewählt, die nach dem Tod von Jean Baptiste Lully entstanden sind. Neben bekannten Werken, wie dem Tombeau de Monsieur de Lully von Jean-Féry Rebel (1666 bis 1747), bietet auch diese CD wieder zahlreiche Welt- ersteinspielungen. 
Das Album feiert die die neu gewonnene Freiheit jener Zeit, als die Komponisten begannen, den traditionellen französischen Stil mit Innovationen aus Italien zu verbinden. Das Violoncello spielte dabei übrigens noch keine Rolle; Johannes Pramsohler und Roldán Bernabé musizieren auf dieser CD gemeinsam mit Eric Tinkerhess, Viola da gamba, und mit Philippe Grisvard, Cembalo. 
Nicht nur Lullys pompöser Stil, auch die Monarchie als solche war seinerzeit in die Jahre gekommen. Doch während sich in der Oper das Repräsentative noch längere Zeit behaupten konnte, zeigte sich die Kammermusik deutlich flexibler: „Tous les compositeurs de Paris avoient en ce temps-là la fureur de composer des Sonates à la manière Italienne“, vermeldete Sébastian de Brossard, ein Musiker aus Strasbourg, der nach Lullys Tod eine ganz enorme Musikaliensammlung zusammentrug. Er ist auf dieser CD mit zwei Triosonaten vertreten, ebenso André Campra, außerdem erklingt Musik von Louis-Nicolas Clérambault, Elisabeth Jacquet de la Guerre und François Couperin, Nachfolger Lullys im Amte des Hofkomponisten. Johannes Pramsohler und seine Mitstreiter machen mit ihrem Spiel hörbar, wie italienische Einflüsse und französische Eleganz in einer „réunion des gôuts“, so Couperin, ein neues europäisches Klangideal geprägt haben – das übrigens bis nach Sachsen ausstrahlte: Couperins La Convalescente fand sich im Notenbestand des Dresdner Konzertmeisters Johann Georg Pisendel. 

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