Am 9. November 1905 spielte Gustav Mahler in Leipzig auf einem Welte-Klavier vier seiner Werke. Gestanzte Papierrollen dokumen- tierten jedes Detail des Vortrags, und ein pneumatischer Mechanis- mus ermöglichte die Wiedergabe der derart aufgezeichneten Musik entweder mit Spezialinstrumenten oder mit Hilfe sogenannter Vorsetzer, die vor ein beliebiges Klavier gestellt werden konnten.
Zwar ist die Firma Welte & Söhne schon lange untergegangen. Doch die meisten von den gut 5.500 Ein- spielungen auf Welte-Rollen sind noch aufzufinden, und auch Klaviere mit Welte-Mechanismus gibt es noch.
Für das vorliegende Tondokument aber hatte Preiser Records eine ganz besondere Idee: Mahler spielt Mahler auf Mahlers Flügel; dank Vorsetzer ist das technisch kein allzu großes Problem. Aber welcher Flügel ist Mahlers Flügel?
Für das vorliegende Tondokument aber hatte Preiser Records eine ganz besondere Idee: Mahler spielt Mahler auf Mahlers Flügel; dank Vorsetzer ist das technisch kein allzu großes Problem. Aber welcher Flügel ist Mahlers Flügel?
Preiser entschied sich für das Instrument, das Alma Schindler und Gustav Mahler 1902 zur Hochzeit bekamen: Einen Blüthner aus diesem Jahr, mit kreuzsaitiger Bespannung, Blüthner-Patentmechanik und gusseisernem Jubiläumsrahmen, aber ohne Aliquotsaiten. Mahlers Witwe schenkte das Instrument 1948 der Stadt Wien; seit 1965 befindet er sich als Dauerleihgabe in der Sammlung alter Musik- instrumente in der Neuen Burg.
Die Aufnahmen dokumentieren den Stil der damaligen Zeit, inklusive kräftiger Zuspitzung, wo der Künstler etwas für wichtig hielt. So schärfte Mahler die Punktierungen im ersten Satz seiner Fünften Symphonie deutlich. Bei den Liedern springt er zwischen der Gesangsstimme und der Begleitung; er ergänzt sie um vollstimmige Akkorde und Basstöne, spielt nicht notierte Arpeggierungen und nachschlagende Melodienoten - und modifiziert das Tempo, wie ihm das jeweils angemessen erschien. Weniger wichtige Passagen nimmt Mahler oftmals flüchtig. Wer jemals in einem Provinztheater einen Korrepetitor bei der Arbeit erlebt hat, der wird davon nicht überrascht sein - und, bei allem Respekt, aber ein bisschen klingt die Aufnahme auch so. Wer sich mit historischer Musizierweise beschäftigt, der wird diese CD höchst interessant finden.
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