Ida Haendel gehört ohne Frage zu den ganz großen Violinisten dieses Jahrhunderts. In den 50er und 60er Jahren spielte sie gemeinsam mit dem Sinfonie-Orchester des Süddeutschen Rundfunks unter Leitung des damaligen Chef- dirigenten Hans Müller-Kray eine Vielzahl von Violinkonzerten; die Mitschnitte gehören heute wohl zu den kostbarsten Schätzen des SWR-Archives.
Hänssler Classic hat auf der vor- liegenden CD die Konzerte für Violine und Orchester in D-Dur von Peter Tschaikowski und in a-Moll von Antonin Dvorak zusammengefasst. Das passt. Tschaikowskis Violinkonzert, das als Lieblingsstück aller Geiger gilt, spielt auch Ida Haendel seit ihrer Jugend. Nicht ganz so prominent, aber ebenfalls wohlbekannt ist Dvoraks Werk mit seinem herrlichen Schlussrondo, das tschechische Volksmusik zitiert. Beide Konzerte geben der Solistin Gelegenheit, ihre Stärken zu zeigen. Starallüren gehören offensichtlich nicht dazu. Haendel spielt mit beeindruckender Direktheit, Klarheit und Schlichtheit - und mit ver- blüffender emotionaler Kraft. Es ist nicht wirklich wichtig, wenn hier und da eine Phrase misslingt, oder einige Töne unsauber sind, denn hier offenbart sich der Geist, und nicht das Handwerk. Haendel wählt eher langsame Tempi, und sie lässt ihre Geige erzählen - hinreißend!
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