"Ich sah Liszt eine Probe zu mei- nem Tannhäuser dirigieren und war erstaunt, durch diese Lei- stung mein zweites Ich wieder zu erkennen: was ich fühlte, als ich diese Musik erfand, fühlte er, als er sie aufführte; was ich sagen woll- te, als ich sie niederschrieb, sagte er, als er sie ertönen ließ. Wunder- bar!", lobte Richard Wagner seinen Kollegen, Freund und späteren Schwiegervater.
Franz Liszt (1811 bis 1886) sorgte nicht nur für die Uraufführung des Lohengrin 1850 in Weimar, sondern er spielte Wagners Werke auch selbst gern und viel in Salons und Konzerten. Dafür schuf er Klavier- transkriptionen, wie dies damals üblich war - allerdings sind Liszts Bearbeitungen nicht die typischen "Best-of"-Auszüge zum Hausge- brauch für die höhere Tochter, sondern Virtuosenstücke, geschaffen, um zu beeindrucken. Liszt lässt sich von Wagners Werken inspirieren, doch was er dann daraus macht, das hat durchaus sehr eigenständige Qualität. So reizt den Klaviervirtuosen nicht das eigentliche Lied der Spinnerinnen aus dem Fliegenden Holländer, sondern vielmehr die Klangmalerei, mit der Wagner die Arbeit des Spinnens beschrieb. Es ist beeindruckend, was Liszt daraus macht. Und Albert Mamriev lässt die Tasten sausen. Der junge Pianist spielt Liszts Wagner-Transkrip- tionen mit der angemessenen virtuosen Brillanz. Aber etwas mehr Mut zur eigenständigen musikalischen Gestaltung darf Mamriev in Zukunft gern zeigen.
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